Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.Und eher möchte mir ein Liebeslied entspringen Noch jetzt, als jetzt schon dir ein Lehrgedicht gelingen. O komm, damit sich Herbst und Frühling schön ergänzen, Mit Früchten lab' ich dich, du schmücke mich mit Kränzen 119. Du hörst ein Buch als gut von guten Freunden preisen, Und preisest nun als gut es auch in Freundeskreisen. Hast du's gelesen? Nein! Und hättest du's gelesen, Du wüßtest auch nicht mehr, als daß es gut gewesen. Drum es zu lesen kannst du Zeit und Mühe sparen; Du hast genug davon zu deinem Zweck erfahren. 120. Des Ruhmes Garten wird nie blumenleer gepflückt, Wie mancher sich daraus mit Kränzen schon geschmückt. An jeder Stelle, wo ein Jüngster Schönes brach, Wächst gleich ein Schöneres für einen Jüngern nach. Rückert, Lehrgedicht VI. 15
Und eher moͤchte mir ein Liebeslied entſpringen Noch jetzt, als jetzt ſchon dir ein Lehrgedicht gelingen. O komm, damit ſich Herbſt und Fruͤhling ſchoͤn ergaͤnzen, Mit Fruͤchten lab' ich dich, du ſchmuͤcke mich mit Kraͤnzen 119. Du hoͤrſt ein Buch als gut von guten Freunden preiſen, Und preiſeſt nun als gut es auch in Freundeskreiſen. Haſt du's geleſen? Nein! Und haͤtteſt du's geleſen, Du wuͤßteſt auch nicht mehr, als daß es gut geweſen. Drum es zu leſen kannſt du Zeit und Muͤhe ſparen; Du haſt genug davon zu deinem Zweck erfahren. 120. Des Ruhmes Garten wird nie blumenleer gepfluͤckt, Wie mancher ſich daraus mit Kraͤnzen ſchon geſchmuͤckt. An jeder Stelle, wo ein Juͤngſter Schoͤnes brach, Waͤchſt gleich ein Schoͤneres fuͤr einen Juͤngern nach. Ruͤckert, Lehrgedicht VI. 15
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Und eher moͤchte mir ein Liebeslied entſpringen
Noch jetzt, als jetzt ſchon dir ein Lehrgedicht gelingen.
O komm, damit ſich Herbſt und Fruͤhling ſchoͤn ergaͤnzen,
Mit Fruͤchten lab' ich dich, du ſchmuͤcke mich mit Kraͤnzen
119.
Du hoͤrſt ein Buch als gut von guten Freunden preiſen,
Und preiſeſt nun als gut es auch in Freundeskreiſen.
Haſt du's geleſen? Nein! Und haͤtteſt du's geleſen,
Du wuͤßteſt auch nicht mehr, als daß es gut geweſen.
Drum es zu leſen kannſt du Zeit und Muͤhe ſparen;
Du haſt genug davon zu deinem Zweck erfahren.
120.
Des Ruhmes Garten wird nie blumenleer gepfluͤckt,
Wie mancher ſich daraus mit Kraͤnzen ſchon geſchmuͤckt.
An jeder Stelle, wo ein Juͤngſter Schoͤnes brach,
Waͤchſt gleich ein Schoͤneres fuͤr einen Juͤngern nach.
Ruͤckert, Lehrgedicht VI. 15
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/347>, abgerufen am 23.02.2025. |