Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.30. Aus Mitleid hab' ich heut' ein schlechtes Buch gelesen, Das ein vortreffliches zu seiner Zeit gewesen. So führt ein Junggesell zum Tanz aus Christenliebe Ein altes Jüngferchen, das ohn' ihn sitzen bliebe. 31. Du sagst: die ganze Stadt bewohnt ein Thorensinn. Und wohnst du, weiser Freund, nicht eben auch darinn? Du sagest: Nein und ja! der Mauer wohn' ich nah, Und bin nur halb darin, weil ich halb drüber sah. 32. Aus Freundschaft hat der Freund den Freundschaftsdienst erwiesen; Er that das Preisliche, nicht um zu seyn gepriesen. Die edle That ist selbst des edlen Thäters Krone; Ich aber ehre mich, wenn ich mit Dank ihm lohne. 30. Aus Mitleid hab' ich heut' ein ſchlechtes Buch geleſen, Das ein vortreffliches zu ſeiner Zeit geweſen. So fuͤhrt ein Junggeſell zum Tanz aus Chriſtenliebe Ein altes Juͤngferchen, das ohn' ihn ſitzen bliebe. 31. Du ſagſt: die ganze Stadt bewohnt ein Thorenſinn. Und wohnſt du, weiſer Freund, nicht eben auch darinn? Du ſageſt: Nein und ja! der Mauer wohn' ich nah, Und bin nur halb darin, weil ich halb druͤber ſah. 32. Aus Freundſchaft hat der Freund den Freundſchaftsdienſt erwieſen; Er that das Preisliche, nicht um zu ſeyn geprieſen. Die edle That iſt ſelbſt des edlen Thaͤters Krone; Ich aber ehre mich, wenn ich mit Dank ihm lohne. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0296" n="286"/> <div n="2"> <head>30.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Aus Mitleid hab' ich heut' ein ſchlechtes Buch geleſen,</l><lb/> <l>Das ein vortreffliches zu ſeiner Zeit geweſen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So fuͤhrt ein Junggeſell zum Tanz aus Chriſtenliebe</l><lb/> <l>Ein altes Juͤngferchen, das ohn' ihn ſitzen bliebe.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>31.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Du ſagſt: die ganze Stadt bewohnt ein Thorenſinn.</l><lb/> <l>Und wohnſt du, weiſer Freund, nicht eben auch darinn?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du ſageſt: Nein und ja! der Mauer wohn' ich nah,</l><lb/> <l>Und bin nur halb darin, weil ich halb druͤber ſah.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>32.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Aus Freundſchaft hat der Freund den Freundſchaftsdienſt erwieſen;</l><lb/> <l>Er that das Preisliche, nicht um zu ſeyn geprieſen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die edle That iſt ſelbſt des edlen Thaͤters Krone;</l><lb/> <l>Ich aber ehre mich, wenn ich mit Dank ihm lohne.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [286/0296]
30.
Aus Mitleid hab' ich heut' ein ſchlechtes Buch geleſen,
Das ein vortreffliches zu ſeiner Zeit geweſen.
So fuͤhrt ein Junggeſell zum Tanz aus Chriſtenliebe
Ein altes Juͤngferchen, das ohn' ihn ſitzen bliebe.
31.
Du ſagſt: die ganze Stadt bewohnt ein Thorenſinn.
Und wohnſt du, weiſer Freund, nicht eben auch darinn?
Du ſageſt: Nein und ja! der Mauer wohn' ich nah,
Und bin nur halb darin, weil ich halb druͤber ſah.
32.
Aus Freundſchaft hat der Freund den Freundſchaftsdienſt erwieſen;
Er that das Preisliche, nicht um zu ſeyn geprieſen.
Die edle That iſt ſelbſt des edlen Thaͤters Krone;
Ich aber ehre mich, wenn ich mit Dank ihm lohne.
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