Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.Wie viele sind, die auf den niedern Stufen bleiben, Wie wenige, die ganz empor zur höchsten treiben! Wie manche, die zurück zur Tiefe wieder sinken, Und zeigen uns das Thier, wo wir dem Menschen winken. 66. Viel Worte hast du, Sohn, das Kind nur einen Schrei, Nur einen, der ihm muß ausdrücken vielerlei, Lust, Unlust, Hunger, Durst, Begier nach Schlaf und Spiel; Es hat beisammen, was dir auseinander fiel. Entfaltetes läßt sich nicht mehr zusammenfalten; Du lerne reicher stets die Fülle zu gestalten. Gib Sprache dem Gefühl in jedem Ton, und sei So wahr in jedem, wie das Kind in seinem Schrei. Wie viele ſind, die auf den niedern Stufen bleiben, Wie wenige, die ganz empor zur hoͤchſten treiben! Wie manche, die zuruͤck zur Tiefe wieder ſinken, Und zeigen uns das Thier, wo wir dem Menſchen winken. 66. Viel Worte haſt du, Sohn, das Kind nur einen Schrei, Nur einen, der ihm muß ausdruͤcken vielerlei, Luſt, Unluſt, Hunger, Durſt, Begier nach Schlaf und Spiel; Es hat beiſammen, was dir auseinander fiel. Entfaltetes laͤßt ſich nicht mehr zuſammenfalten; Du lerne reicher ſtets die Fuͤlle zu geſtalten. Gib Sprache dem Gefuͤhl in jedem Ton, und ſei So wahr in jedem, wie das Kind in ſeinem Schrei. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0232" n="222"/> </l> <lg n="4"> <l>Wie viele ſind, die auf den niedern Stufen bleiben,</l><lb/> <l>Wie wenige, die ganz empor zur hoͤchſten treiben!</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wie manche, die zuruͤck zur Tiefe wieder ſinken,</l><lb/> <l>Und zeigen uns das Thier, wo wir dem Menſchen winken.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>66.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Viel Worte haſt du, Sohn, das Kind nur einen Schrei,</l><lb/> <l>Nur einen, der ihm muß ausdruͤcken vielerlei,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Luſt, Unluſt, Hunger, Durſt, Begier nach Schlaf und Spiel;</l><lb/> <l>Es hat beiſammen, was dir auseinander fiel.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Entfaltetes laͤßt ſich nicht mehr zuſammenfalten;</l><lb/> <l>Du lerne reicher ſtets die Fuͤlle zu geſtalten.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Gib Sprache dem Gefuͤhl in jedem Ton, und ſei</l><lb/> <l>So wahr in jedem, wie das Kind in ſeinem Schrei.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [222/0232]
Wie viele ſind, die auf den niedern Stufen bleiben,
Wie wenige, die ganz empor zur hoͤchſten treiben!
Wie manche, die zuruͤck zur Tiefe wieder ſinken,
Und zeigen uns das Thier, wo wir dem Menſchen winken.
66.
Viel Worte haſt du, Sohn, das Kind nur einen Schrei,
Nur einen, der ihm muß ausdruͤcken vielerlei,
Luſt, Unluſt, Hunger, Durſt, Begier nach Schlaf und Spiel;
Es hat beiſammen, was dir auseinander fiel.
Entfaltetes laͤßt ſich nicht mehr zuſammenfalten;
Du lerne reicher ſtets die Fuͤlle zu geſtalten.
Gib Sprache dem Gefuͤhl in jedem Ton, und ſei
So wahr in jedem, wie das Kind in ſeinem Schrei.
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