Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.47. Wie sich ein Greis besinnt auf seine Jugend wieder, Auf seine Jugendspiel', auf seine Jugendlieder; So will sich diese Zeit der Weltgeschicht' entsinnen, Und, als am Ende nun, den Anfang neu gewinnen; Betrachtend, wie in sich ein abgeblühter Baum Versunken winterlich, nachträumt den Blütentraum. Ist er erstorben? nein! und wird auch nicht ersterben, Wird Kraft durch Winterschlaf zu neuem Lenz erwerben. 48. Es ist ein Doppelweg im Glauben und im Hoffen, Dem Einzelnen ist der, und der dem Ganzen offen. Dem Einzelnen kann nur Vollendung jenseit werden,
Doch wachsen soll das Heil des Ganzen hier auf Erden. 47. Wie ſich ein Greis beſinnt auf ſeine Jugend wieder, Auf ſeine Jugendſpiel', auf ſeine Jugendlieder; So will ſich dieſe Zeit der Weltgeſchicht' entſinnen, Und, als am Ende nun, den Anfang neu gewinnen; Betrachtend, wie in ſich ein abgebluͤhter Baum Verſunken winterlich, nachtraͤumt den Bluͤtentraum. Iſt er erſtorben? nein! und wird auch nicht erſterben, Wird Kraft durch Winterſchlaf zu neuem Lenz erwerben. 48. Es iſt ein Doppelweg im Glauben und im Hoffen, Dem Einzelnen iſt der, und der dem Ganzen offen. Dem Einzelnen kann nur Vollendung jenſeit werden,
Doch wachſen ſoll das Heil des Ganzen hier auf Erden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0214" n="204"/> <div n="2"> <head>47.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wie ſich ein Greis beſinnt auf ſeine Jugend wieder,</l><lb/> <l>Auf ſeine Jugendſpiel', auf ſeine Jugendlieder;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So will ſich dieſe Zeit der Weltgeſchicht' entſinnen,</l><lb/> <l>Und, als am Ende nun, den Anfang neu gewinnen;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Betrachtend, wie in ſich ein abgebluͤhter Baum</l><lb/> <l>Verſunken winterlich, nachtraͤumt den Bluͤtentraum.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Iſt er erſtorben? nein! und wird auch nicht erſterben,</l><lb/> <l>Wird Kraft durch Winterſchlaf zu neuem Lenz erwerben.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>48.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Es iſt ein Doppelweg im Glauben und im Hoffen,</l><lb/> <l>Dem Einzelnen iſt der, und der dem Ganzen offen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dem Einzelnen kann nur Vollendung jenſeit werden,</l><lb/> <l>Doch wachſen ſoll das Heil des Ganzen hier auf Erden.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [204/0214]
47.
Wie ſich ein Greis beſinnt auf ſeine Jugend wieder,
Auf ſeine Jugendſpiel', auf ſeine Jugendlieder;
So will ſich dieſe Zeit der Weltgeſchicht' entſinnen,
Und, als am Ende nun, den Anfang neu gewinnen;
Betrachtend, wie in ſich ein abgebluͤhter Baum
Verſunken winterlich, nachtraͤumt den Bluͤtentraum.
Iſt er erſtorben? nein! und wird auch nicht erſterben,
Wird Kraft durch Winterſchlaf zu neuem Lenz erwerben.
48.
Es iſt ein Doppelweg im Glauben und im Hoffen,
Dem Einzelnen iſt der, und der dem Ganzen offen.
Dem Einzelnen kann nur Vollendung jenſeit werden,
Doch wachſen ſoll das Heil des Ganzen hier auf Erden.
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