Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
Selbst einen Seufzerhauch im Frühlingsflüsterhain,
Und einen Schmerzensklang aus jedem Erz und Stein.
In dem, was ihn nicht fühlt, ist nicht der Widerspruch,
Er ist in dir, du selbst belegst die Welt mit Fluch.
Jemehr du in dir selbst zum Einklang bist gekommen,
Jemehr wird er von dir auch außenher vernommen.
Befreie dich, o Mensch, vom Halben, Falschen, Bösen,
Und die gebundene Natur wird Gott erlösen.

41.
Es ist ein Geist, der so sich seinen Leib vollkommen
Gebaut hat, daß zuletzt er ist im Leib verkommen.
Dann ist ein andrer Geist, der ist so geisterhaft,
Daß einen rechten Leib zu baun ihm fehlt die Kraft.
Wär' es nicht möglich, daß die beiden sich verbänden,
Verbunden Geist und Leib ein Leben wieder fänden?

Selbſt einen Seufzerhauch im Fruͤhlingsfluͤſterhain,
Und einen Schmerzensklang aus jedem Erz und Stein.
In dem, was ihn nicht fuͤhlt, iſt nicht der Widerſpruch,
Er iſt in dir, du ſelbſt belegſt die Welt mit Fluch.
Jemehr du in dir ſelbſt zum Einklang biſt gekommen,
Jemehr wird er von dir auch außenher vernommen.
Befreie dich, o Menſch, vom Halben, Falſchen, Boͤſen,
Und die gebundene Natur wird Gott erloͤſen.

41.
Es iſt ein Geiſt, der ſo ſich ſeinen Leib vollkommen
Gebaut hat, daß zuletzt er iſt im Leib verkommen.
Dann iſt ein andrer Geiſt, der iſt ſo geiſterhaft,
Daß einen rechten Leib zu baun ihm fehlt die Kraft.
Waͤr' es nicht moͤglich, daß die beiden ſich verbaͤnden,
Verbunden Geiſt und Leib ein Leben wieder faͤnden?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0143" n="133"/>
            </l>
            <lg n="4">
              <l>Selb&#x017F;t einen Seufzerhauch im Fru&#x0364;hlingsflu&#x0364;&#x017F;terhain,</l><lb/>
              <l>Und einen Schmerzensklang aus jedem Erz und Stein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>In dem, was ihn nicht fu&#x0364;hlt, i&#x017F;t nicht der Wider&#x017F;pruch,</l><lb/>
              <l>Er i&#x017F;t in dir, du &#x017F;elb&#x017F;t beleg&#x017F;t die Welt mit Fluch.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Jemehr du in dir &#x017F;elb&#x017F;t zum Einklang bi&#x017F;t gekommen,</l><lb/>
              <l>Jemehr wird er von dir auch außenher vernommen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Befreie dich, o Men&#x017F;ch, vom Halben, Fal&#x017F;chen, Bo&#x0364;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Und die gebundene Natur wird Gott erlo&#x0364;&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>41.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Es i&#x017F;t ein Gei&#x017F;t, der &#x017F;o &#x017F;ich &#x017F;einen Leib vollkommen</l><lb/>
              <l>Gebaut hat, daß zuletzt er i&#x017F;t im Leib verkommen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Dann i&#x017F;t ein andrer Gei&#x017F;t, der i&#x017F;t &#x017F;o gei&#x017F;terhaft,</l><lb/>
              <l>Daß einen rechten Leib zu baun ihm fehlt die Kraft.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Wa&#x0364;r' es nicht mo&#x0364;glich, daß die beiden &#x017F;ich verba&#x0364;nden,</l><lb/>
              <l>Verbunden Gei&#x017F;t und Leib ein Leben wieder fa&#x0364;nden?</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0143] Selbſt einen Seufzerhauch im Fruͤhlingsfluͤſterhain, Und einen Schmerzensklang aus jedem Erz und Stein. In dem, was ihn nicht fuͤhlt, iſt nicht der Widerſpruch, Er iſt in dir, du ſelbſt belegſt die Welt mit Fluch. Jemehr du in dir ſelbſt zum Einklang biſt gekommen, Jemehr wird er von dir auch außenher vernommen. Befreie dich, o Menſch, vom Halben, Falſchen, Boͤſen, Und die gebundene Natur wird Gott erloͤſen. 41. Es iſt ein Geiſt, der ſo ſich ſeinen Leib vollkommen Gebaut hat, daß zuletzt er iſt im Leib verkommen. Dann iſt ein andrer Geiſt, der iſt ſo geiſterhaft, Daß einen rechten Leib zu baun ihm fehlt die Kraft. Waͤr' es nicht moͤglich, daß die beiden ſich verbaͤnden, Verbunden Geiſt und Leib ein Leben wieder faͤnden?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/143
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/143>, abgerufen am 27.11.2024.