Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.17. Du kannst in deinem Haus, dem nächsten Tempel, beten, Und brauchst zum fernsten nicht die Wandrung anzutreten. Doch zeugt dein Tempelgang, noch mehr die Pilgerschaft, Daß deiner Andacht Drang ist von besondrer Kraft. 18. In der natürlichen Religion geboren Wird jeder Mensch, und nie geht sie ihm ganz verloren. Ihm angezogen wird ein äußres Glaubenthum, Das nimmt im Leben er wie einen Mantel um. Er trag' es, weil er lebt; im Tode legt ers ab, Da bleibt der Glauben ihm, den Gott ihm selber gab. 19. Wer sagt: Ich bin Gott nah! der ist ihm fern geblieben; Wer sagt: Ich bin Gott fern! der ist ihm nah durch Lieben. 17. Du kannſt in deinem Haus, dem naͤchſten Tempel, beten, Und brauchſt zum fernſten nicht die Wandrung anzutreten. Doch zeugt dein Tempelgang, noch mehr die Pilgerſchaft, Daß deiner Andacht Drang iſt von beſondrer Kraft. 18. In der natuͤrlichen Religion geboren Wird jeder Menſch, und nie geht ſie ihm ganz verloren. Ihm angezogen wird ein aͤußres Glaubenthum, Das nimmt im Leben er wie einen Mantel um. Er trag' es, weil er lebt; im Tode legt ers ab, Da bleibt der Glauben ihm, den Gott ihm ſelber gab. 19. Wer ſagt: Ich bin Gott nah! der iſt ihm fern geblieben; Wer ſagt: Ich bin Gott fern! der iſt ihm nah durch Lieben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0129" n="119"/> <div n="2"> <head>17.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Du kannſt in deinem Haus, dem naͤchſten Tempel, beten,</l><lb/> <l>Und brauchſt zum fernſten nicht die Wandrung anzutreten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch zeugt dein Tempelgang, noch mehr die Pilgerſchaft,</l><lb/> <l>Daß deiner Andacht Drang iſt von beſondrer Kraft.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>18.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>In der natuͤrlichen Religion geboren</l><lb/> <l>Wird jeder Menſch, und nie geht ſie ihm ganz verloren.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ihm angezogen wird ein aͤußres Glaubenthum,</l><lb/> <l>Das nimmt im Leben er wie einen Mantel um.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Er trag' es, weil er lebt; im Tode legt ers ab,</l><lb/> <l>Da bleibt der Glauben ihm, den Gott ihm ſelber gab.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>19.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wer ſagt: Ich bin Gott nah! der iſt ihm fern geblieben;</l><lb/> <l>Wer ſagt: Ich bin Gott fern! der iſt ihm nah durch Lieben.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [119/0129]
17.
Du kannſt in deinem Haus, dem naͤchſten Tempel, beten,
Und brauchſt zum fernſten nicht die Wandrung anzutreten.
Doch zeugt dein Tempelgang, noch mehr die Pilgerſchaft,
Daß deiner Andacht Drang iſt von beſondrer Kraft.
18.
In der natuͤrlichen Religion geboren
Wird jeder Menſch, und nie geht ſie ihm ganz verloren.
Ihm angezogen wird ein aͤußres Glaubenthum,
Das nimmt im Leben er wie einen Mantel um.
Er trag' es, weil er lebt; im Tode legt ers ab,
Da bleibt der Glauben ihm, den Gott ihm ſelber gab.
19.
Wer ſagt: Ich bin Gott nah! der iſt ihm fern geblieben;
Wer ſagt: Ich bin Gott fern! der iſt ihm nah durch Lieben.
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