Dir gebe Gott, daß nie dein Leichtes werde flüchtig, Und daß ein Schweres stets gehaltig sei und tüchtig.
Wer weder scheinen will schwerfällig noch leichtsinnig, Der zeige sich zugleich gefällig und herzinnig.
81.
Wer alles Gute liebt, wo er's nur aufgetrieben, Darf auch das Gute, das er an sich selbst fand, lieben;
Wie einem Kinderfreund, dem lieb die fremden sind, Erlaubt ist, daß ihm lieb auch sei sein eignes Kind.
Doch wie ein Vater streng das Kind zieht, das er liebt, Und wie sein gutes Korn ein Hauswirth fleißig siebt;
Nicht minder lieb ist ihm das Kindlein, das er züchtigt, Nicht minder werth das Korn, wenn er die Spreu verflüchtigt:
So liebe Gutes nur an dir, um es zu bessern, Und laß den schlechten Wein den schlechten Schenkwirth wässern.
Dir gebe Gott, daß nie dein Leichtes werde fluͤchtig, Und daß ein Schweres ſtets gehaltig ſei und tuͤchtig.
Wer weder ſcheinen will ſchwerfaͤllig noch leichtſinnig, Der zeige ſich zugleich gefaͤllig und herzinnig.
81.
Wer alles Gute liebt, wo er's nur aufgetrieben, Darf auch das Gute, das er an ſich ſelbſt fand, lieben;
Wie einem Kinderfreund, dem lieb die fremden ſind, Erlaubt iſt, daß ihm lieb auch ſei ſein eignes Kind.
Doch wie ein Vater ſtreng das Kind zieht, das er liebt, Und wie ſein gutes Korn ein Hauswirth fleißig ſiebt;
Nicht minder lieb iſt ihm das Kindlein, das er zuͤchtigt, Nicht minder werth das Korn, wenn er die Spreu verfluͤchtigt:
So liebe Gutes nur an dir, um es zu beſſern, Und laß den ſchlechten Wein den ſchlechten Schenkwirth waͤſſern.
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[87/0097]
Dir gebe Gott, daß nie dein Leichtes werde fluͤchtig,
Und daß ein Schweres ſtets gehaltig ſei und tuͤchtig.
Wer weder ſcheinen will ſchwerfaͤllig noch leichtſinnig,
Der zeige ſich zugleich gefaͤllig und herzinnig.
81.
Wer alles Gute liebt, wo er's nur aufgetrieben,
Darf auch das Gute, das er an ſich ſelbſt fand, lieben;
Wie einem Kinderfreund, dem lieb die fremden ſind,
Erlaubt iſt, daß ihm lieb auch ſei ſein eignes Kind.
Doch wie ein Vater ſtreng das Kind zieht, das er liebt,
Und wie ſein gutes Korn ein Hauswirth fleißig ſiebt;
Nicht minder lieb iſt ihm das Kindlein, das er zuͤchtigt,
Nicht minder werth das Korn, wenn er die Spreu verfluͤchtigt:
So liebe Gutes nur an dir, um es zu beſſern,
Und laß den ſchlechten Wein den ſchlechten Schenkwirth waͤſſern.
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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/97>, abgerufen am 23.02.2025.
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