Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Denn wenn die Mutter eins entzieht, gibt sie dagegen Das andre; da ihr Thau nicht kam, so kommt ihr Regen. -- Die Blumen lauschten noch, da hörten sie es rauschen, Und hoffnungsvoller noch begannen sie zu lauschen. Und als hernieder nun der Regenguß gerauscht, Da senkten sie beschämt die Häupter süßberauscht. 49. Warum der Vogel steht im Schlaf auf Einem Bein? Daß ihm die Schlange könn' umschlingen eins allein. Sie schlingt ums Eine sich; doch mit dem andern Fange, Und mit dem Schnabel dann, entringt er sich der Schlange. Warum der Vogel schläft, den Kopf in Flügeln schmiegend? Daß den die Eule nicht abreiße, nächtlich fliegend. Hinfahrend über ihn, erwischt sie einen Schopf; Den läßt er ihr und fliegt davon mit seinem Kopf. Rückert, Lehrgedicht V. 3
Denn wenn die Mutter eins entzieht, gibt ſie dagegen Das andre; da ihr Thau nicht kam, ſo kommt ihr Regen. — Die Blumen lauſchten noch, da hoͤrten ſie es rauſchen, Und hoffnungsvoller noch begannen ſie zu lauſchen. Und als hernieder nun der Regenguß gerauſcht, Da ſenkten ſie beſchaͤmt die Haͤupter ſuͤßberauſcht. 49. Warum der Vogel ſteht im Schlaf auf Einem Bein? Daß ihm die Schlange koͤnn' umſchlingen eins allein. Sie ſchlingt ums Eine ſich; doch mit dem andern Fange, Und mit dem Schnabel dann, entringt er ſich der Schlange. Warum der Vogel ſchlaͤft, den Kopf in Fluͤgeln ſchmiegend? Daß den die Eule nicht abreiße, naͤchtlich fliegend. Hinfahrend uͤber ihn, erwiſcht ſie einen Schopf; Den laͤßt er ihr und fliegt davon mit ſeinem Kopf. Ruͤckert, Lehrgedicht V. 3
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Denn wenn die Mutter eins entzieht, gibt ſie dagegen
Das andre; da ihr Thau nicht kam, ſo kommt ihr Regen. —
Die Blumen lauſchten noch, da hoͤrten ſie es rauſchen,
Und hoffnungsvoller noch begannen ſie zu lauſchen.
Und als hernieder nun der Regenguß gerauſcht,
Da ſenkten ſie beſchaͤmt die Haͤupter ſuͤßberauſcht.
49.
Warum der Vogel ſteht im Schlaf auf Einem Bein?
Daß ihm die Schlange koͤnn' umſchlingen eins allein.
Sie ſchlingt ums Eine ſich; doch mit dem andern Fange,
Und mit dem Schnabel dann, entringt er ſich der Schlange.
Warum der Vogel ſchlaͤft, den Kopf in Fluͤgeln ſchmiegend?
Daß den die Eule nicht abreiße, naͤchtlich fliegend.
Hinfahrend uͤber ihn, erwiſcht ſie einen Schopf;
Den laͤßt er ihr und fliegt davon mit ſeinem Kopf.
Ruͤckert, Lehrgedicht V. 3
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/59>, abgerufen am 04.07.2024. |