Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.39. "Du sahst die Leute nur, gestehs, von einer Seite, Der guten; sieh genau, so zeigt sich bald die zweite." Mag seyn! doch war ich froh, daß sie die gute hatten; Von selber freilich ist bei jedem Lichte Schatten. Doch selber das beweist des Lichtes Stärke ja, Daß ich vor seinem Glanz die Schatten übersah. 40. O Held, du bist im Kampf fürs Vaterland gefallen, Drum steht dein Bild mit Recht hier in des Tempels Hallen. Verrathen hat man dich, geopfert dich im Leben; Zur Sühnung mußte man dich so im Tod erheben. Heil dir! wie hochgeehrt du könntest stehn auf Erden, Zum Heil'gen konntest du doch nur als Märtrer werden. 39. „Du ſahſt die Leute nur, geſtehs, von einer Seite, Der guten; ſieh genau, ſo zeigt ſich bald die zweite.“ Mag ſeyn! doch war ich froh, daß ſie die gute hatten; Von ſelber freilich iſt bei jedem Lichte Schatten. Doch ſelber das beweiſt des Lichtes Staͤrke ja, Daß ich vor ſeinem Glanz die Schatten uͤberſah. 40. O Held, du biſt im Kampf fuͤrs Vaterland gefallen, Drum ſteht dein Bild mit Recht hier in des Tempels Hallen. Verrathen hat man dich, geopfert dich im Leben; Zur Suͤhnung mußte man dich ſo im Tod erheben. Heil dir! wie hochgeehrt du koͤnnteſt ſtehn auf Erden, Zum Heil'gen konnteſt du doch nur als Maͤrtrer werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0343" n="333"/> <div n="2"> <head>39.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>„Du ſahſt die Leute nur, geſtehs, von einer Seite,</l><lb/> <l>Der guten; ſieh genau, ſo zeigt ſich bald die zweite.“</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Mag ſeyn! doch war ich froh, daß ſie die gute hatten;</l><lb/> <l>Von ſelber freilich iſt bei jedem Lichte Schatten.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch ſelber das beweiſt des Lichtes Staͤrke ja,</l><lb/> <l>Daß ich vor ſeinem Glanz die Schatten uͤberſah.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>40.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>O Held, du biſt im Kampf fuͤrs Vaterland gefallen,</l><lb/> <l>Drum ſteht dein Bild mit Recht hier in des Tempels Hallen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Verrathen hat man dich, geopfert dich im Leben;</l><lb/> <l>Zur Suͤhnung mußte man dich ſo im Tod erheben.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Heil dir! wie hochgeehrt du koͤnnteſt ſtehn auf Erden,</l><lb/> <l>Zum Heil'gen konnteſt du doch nur als Maͤrtrer werden.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [333/0343]
39.
„Du ſahſt die Leute nur, geſtehs, von einer Seite,
Der guten; ſieh genau, ſo zeigt ſich bald die zweite.“
Mag ſeyn! doch war ich froh, daß ſie die gute hatten;
Von ſelber freilich iſt bei jedem Lichte Schatten.
Doch ſelber das beweiſt des Lichtes Staͤrke ja,
Daß ich vor ſeinem Glanz die Schatten uͤberſah.
40.
O Held, du biſt im Kampf fuͤrs Vaterland gefallen,
Drum ſteht dein Bild mit Recht hier in des Tempels Hallen.
Verrathen hat man dich, geopfert dich im Leben;
Zur Suͤhnung mußte man dich ſo im Tod erheben.
Heil dir! wie hochgeehrt du koͤnnteſt ſtehn auf Erden,
Zum Heil'gen konnteſt du doch nur als Maͤrtrer werden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/343 |
Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/343>, abgerufen am 16.07.2024. |