Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.37. Es steht ein Fels am Weg, gehst du an ihm vorbei, So fällt dir gar nicht ein, daß er was andres sei; Doch bist du nun vorbei, und wendest dich zurück, So zeigt ein menschliches Gesicht das Felsenstück. Ist es mit manchen Herrn wie mit dem Felsen nicht? Sie haben nur von fern ein Menschenangesicht. 38. Ich gieng, die Gegenden zu sehn, die auch mich freuten; Doch mehr als ich gedacht, labt' ich mich an den Leuten. Die mächtige Natur tritt in den Hintergrund Vor den Bewohnern schön, treu, tüchtig, kerngesund. Das Landschaftbild ist nicht die höchste Malerei; Ich weiß nun, daß der Mensch das Kunstwerk Gottes sei. 37. Es ſteht ein Fels am Weg, gehſt du an ihm vorbei, So faͤllt dir gar nicht ein, daß er was andres ſei; Doch biſt du nun vorbei, und wendeſt dich zuruͤck, So zeigt ein menſchliches Geſicht das Felſenſtuͤck. Iſt es mit manchen Herrn wie mit dem Felſen nicht? Sie haben nur von fern ein Menſchenangeſicht. 38. Ich gieng, die Gegenden zu ſehn, die auch mich freuten; Doch mehr als ich gedacht, labt' ich mich an den Leuten. Die maͤchtige Natur tritt in den Hintergrund Vor den Bewohnern ſchoͤn, treu, tuͤchtig, kerngeſund. Das Landſchaftbild iſt nicht die hoͤchſte Malerei; Ich weiß nun, daß der Menſch das Kunſtwerk Gottes ſei. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0342" n="332"/> <div n="2"> <head>37.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Es ſteht ein Fels am Weg, gehſt du an ihm vorbei,</l><lb/> <l>So faͤllt dir gar nicht ein, daß er was andres ſei;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch biſt du nun vorbei, und wendeſt dich zuruͤck,</l><lb/> <l>So zeigt ein menſchliches Geſicht das Felſenſtuͤck.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Iſt es mit manchen Herrn wie mit dem Felſen nicht?</l><lb/> <l>Sie haben nur von fern ein Menſchenangeſicht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>38.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich gieng, die Gegenden zu ſehn, die auch mich freuten;</l><lb/> <l>Doch mehr als ich gedacht, labt' ich mich an den Leuten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die maͤchtige Natur tritt in den Hintergrund</l><lb/> <l>Vor den Bewohnern ſchoͤn, treu, tuͤchtig, kerngeſund.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Das Landſchaftbild iſt nicht die hoͤchſte Malerei;</l><lb/> <l>Ich weiß nun, daß der Menſch das Kunſtwerk Gottes ſei.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [332/0342]
37.
Es ſteht ein Fels am Weg, gehſt du an ihm vorbei,
So faͤllt dir gar nicht ein, daß er was andres ſei;
Doch biſt du nun vorbei, und wendeſt dich zuruͤck,
So zeigt ein menſchliches Geſicht das Felſenſtuͤck.
Iſt es mit manchen Herrn wie mit dem Felſen nicht?
Sie haben nur von fern ein Menſchenangeſicht.
38.
Ich gieng, die Gegenden zu ſehn, die auch mich freuten;
Doch mehr als ich gedacht, labt' ich mich an den Leuten.
Die maͤchtige Natur tritt in den Hintergrund
Vor den Bewohnern ſchoͤn, treu, tuͤchtig, kerngeſund.
Das Landſchaftbild iſt nicht die hoͤchſte Malerei;
Ich weiß nun, daß der Menſch das Kunſtwerk Gottes ſei.
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