Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.31. Ein schöner Garten lag am Weg, ich stand davor; Die Mauer war zu hoch, und eng das Gitterthor. Nur soviel kann ich sehn als meine Neugier reizt, Anstatt befriedigt. Weh dem Reichen, der so geizt! Wenn Eintritt mit dem Blick nicht einmal den Beschauern Du gönnest, solltest du den Garten ganz vermauern. 32. Ich sah auf einer Trift zusammen Roß und Rind, Gemischt, wie Ritterschaft und bäurisches Gesind. Die Rinder hatten nicht Roßadel angenommen, Zu Rindes Ansehn war das edle Roß gekommen. Wo irgend hohes sich und niedres will anneigen, Wird Hohes ehr herab als Niedres aufwerts steigen. 31. Ein ſchoͤner Garten lag am Weg, ich ſtand davor; Die Mauer war zu hoch, und eng das Gitterthor. Nur ſoviel kann ich ſehn als meine Neugier reizt, Anſtatt befriedigt. Weh dem Reichen, der ſo geizt! Wenn Eintritt mit dem Blick nicht einmal den Beſchauern Du goͤnneſt, ſollteſt du den Garten ganz vermauern. 32. Ich ſah auf einer Trift zuſammen Roß und Rind, Gemiſcht, wie Ritterſchaft und baͤuriſches Geſind. Die Rinder hatten nicht Roßadel angenommen, Zu Rindes Anſehn war das edle Roß gekommen. Wo irgend hohes ſich und niedres will anneigen, Wird Hohes ehr herab als Niedres aufwerts ſteigen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0339" n="329"/> <div n="2"> <head>31.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ein ſchoͤner Garten lag am Weg, ich ſtand davor;</l><lb/> <l>Die Mauer war zu hoch, und eng das Gitterthor.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nur ſoviel kann ich ſehn als meine Neugier reizt,</l><lb/> <l>Anſtatt befriedigt. Weh dem Reichen, der ſo geizt!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wenn Eintritt mit dem Blick nicht einmal den Beſchauern</l><lb/> <l>Du goͤnneſt, ſollteſt du den Garten ganz vermauern.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>32.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich ſah auf einer Trift zuſammen Roß und Rind,</l><lb/> <l>Gemiſcht, wie Ritterſchaft und baͤuriſches Geſind.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Rinder hatten nicht Roßadel angenommen,</l><lb/> <l>Zu Rindes Anſehn war das edle Roß gekommen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wo irgend hohes ſich und niedres will anneigen,</l><lb/> <l>Wird Hohes ehr herab als Niedres aufwerts ſteigen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [329/0339]
31.
Ein ſchoͤner Garten lag am Weg, ich ſtand davor;
Die Mauer war zu hoch, und eng das Gitterthor.
Nur ſoviel kann ich ſehn als meine Neugier reizt,
Anſtatt befriedigt. Weh dem Reichen, der ſo geizt!
Wenn Eintritt mit dem Blick nicht einmal den Beſchauern
Du goͤnneſt, ſollteſt du den Garten ganz vermauern.
32.
Ich ſah auf einer Trift zuſammen Roß und Rind,
Gemiſcht, wie Ritterſchaft und baͤuriſches Geſind.
Die Rinder hatten nicht Roßadel angenommen,
Zu Rindes Anſehn war das edle Roß gekommen.
Wo irgend hohes ſich und niedres will anneigen,
Wird Hohes ehr herab als Niedres aufwerts ſteigen.
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