Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Doch vor der Lehr' und nach steht er auf seinem Thurm, Mißt Wind- und Wolkenlauf, wägt Sonnenschein und Sturm. So den Kalender stellt er seinem Völklein immer, Es baut danach sein Feld, und Segen fehlt ihm nimmer. Er aber, der am Tag war seines Volkes Hirte, Wird, wann der Abend naht, den Wanderern zum Wirte. Vom hohen Söller späht er, ob ein Gast sich nahe, Der von ihm Speis' und Trank und nächt'ge Rast empfahe. Und sieht er keinen nahn, so winkt er seinen Segen Nach allen Hütten hin, und geht der Ruh zu pflegen. 12. Zwei Bäume sah ich heut, Sinnbilder von Verjüngung, Des Abgestorbenen lebend'ge Wiederbringung. Ein hoher Fichtenstamm, sein Haupt vom Sturm gepflückt, Statt einer Krone nun mit mehreren geschmückt. Denn aus der Rinde Kraft entsproßten wunderhaft Fünf neue Fichten, schlank wie Tempelsäulenschaft. Doch vor der Lehr' und nach ſteht er auf ſeinem Thurm, Mißt Wind- und Wolkenlauf, waͤgt Sonnenſchein und Sturm. So den Kalender ſtellt er ſeinem Voͤlklein immer, Es baut danach ſein Feld, und Segen fehlt ihm nimmer. Er aber, der am Tag war ſeines Volkes Hirte, Wird, wann der Abend naht, den Wanderern zum Wirte. Vom hohen Soͤller ſpaͤht er, ob ein Gaſt ſich nahe, Der von ihm Speiſ' und Trank und naͤcht'ge Raſt empfahe. Und ſieht er keinen nahn, ſo winkt er ſeinen Segen Nach allen Huͤtten hin, und geht der Ruh zu pflegen. 12. Zwei Baͤume ſah ich heut, Sinnbilder von Verjuͤngung, Des Abgeſtorbenen lebend'ge Wiederbringung. Ein hoher Fichtenſtamm, ſein Haupt vom Sturm gepfluͤckt, Statt einer Krone nun mit mehreren geſchmuͤckt. Denn aus der Rinde Kraft entſproßten wunderhaft Fuͤnf neue Fichten, ſchlank wie Tempelſaͤulenſchaft. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0320" n="310"/> <lg n="9"> <l>Doch vor der Lehr' und nach ſteht er auf ſeinem Thurm,</l><lb/> <l>Mißt Wind- und Wolkenlauf, waͤgt Sonnenſchein und Sturm.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>So den Kalender ſtellt er ſeinem Voͤlklein immer,</l><lb/> <l>Es baut danach ſein Feld, und Segen fehlt ihm nimmer.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Er aber, der am Tag war ſeines Volkes Hirte,</l><lb/> <l>Wird, wann der Abend naht, den Wanderern zum Wirte.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Vom hohen Soͤller ſpaͤht er, ob ein Gaſt ſich nahe,</l><lb/> <l>Der von ihm Speiſ' und Trank und naͤcht'ge Raſt empfahe.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Und ſieht er keinen nahn, ſo winkt er ſeinen Segen</l><lb/> <l>Nach allen Huͤtten hin, und geht der Ruh zu pflegen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>12.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Zwei Baͤume ſah ich heut, Sinnbilder von Verjuͤngung,</l><lb/> <l>Des Abgeſtorbenen lebend'ge Wiederbringung.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ein hoher Fichtenſtamm, ſein Haupt vom Sturm gepfluͤckt,</l><lb/> <l>Statt einer Krone nun mit mehreren geſchmuͤckt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Denn aus der Rinde Kraft entſproßten wunderhaft</l><lb/> <l>Fuͤnf neue Fichten, ſchlank wie Tempelſaͤulenſchaft.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [310/0320]
Doch vor der Lehr' und nach ſteht er auf ſeinem Thurm,
Mißt Wind- und Wolkenlauf, waͤgt Sonnenſchein und Sturm.
So den Kalender ſtellt er ſeinem Voͤlklein immer,
Es baut danach ſein Feld, und Segen fehlt ihm nimmer.
Er aber, der am Tag war ſeines Volkes Hirte,
Wird, wann der Abend naht, den Wanderern zum Wirte.
Vom hohen Soͤller ſpaͤht er, ob ein Gaſt ſich nahe,
Der von ihm Speiſ' und Trank und naͤcht'ge Raſt empfahe.
Und ſieht er keinen nahn, ſo winkt er ſeinen Segen
Nach allen Huͤtten hin, und geht der Ruh zu pflegen.
12.
Zwei Baͤume ſah ich heut, Sinnbilder von Verjuͤngung,
Des Abgeſtorbenen lebend'ge Wiederbringung.
Ein hoher Fichtenſtamm, ſein Haupt vom Sturm gepfluͤckt,
Statt einer Krone nun mit mehreren geſchmuͤckt.
Denn aus der Rinde Kraft entſproßten wunderhaft
Fuͤnf neue Fichten, ſchlank wie Tempelſaͤulenſchaft.
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