Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
11.
Es ragt ein Inselberg, der bis zu seiner Spitze
Von seinen Wurzeln auf, trägt vielverstreute Sitze,
Landbauerwohnungen, jede von ihren Schatten
Umgrünt, umringt von rind- und rehbegrasten Matten.
Den Gipfel aber krönt ein Thurm und Gotteshaus,
Rings sichtbar um den Berg von jeder Wohnung aus.
Dort oben wohnt erhöht, und Niemand fühlt sich hehrer,
In Mitten seiner Welt, ein Priester und ein Lehrer.
Von ihm aus ruft die Glock' an jedem Abhang nieder,
Am Morgen zum Geschäft, zur Ruh am Abend wieder.
Früh hören sie die Glock', und beten beim Erwachen,
Wie sie sie hören spät und Feierabend machen.
Am Festtag droben schallt der Lebenden Gebet,
Und ihre Todten ruhn dort himmelsluftumweht.
Dorthin zur Schule gehn die lernbegier'gen Kinder;
Geschwinde gehts hinauf, herunter noch geschwinder.
11.
Es ragt ein Inſelberg, der bis zu ſeiner Spitze
Von ſeinen Wurzeln auf, traͤgt vielverſtreute Sitze,
Landbauerwohnungen, jede von ihren Schatten
Umgruͤnt, umringt von rind- und rehbegraſten Matten.
Den Gipfel aber kroͤnt ein Thurm und Gotteshaus,
Rings ſichtbar um den Berg von jeder Wohnung aus.
Dort oben wohnt erhoͤht, und Niemand fuͤhlt ſich hehrer,
In Mitten ſeiner Welt, ein Prieſter und ein Lehrer.
Von ihm aus ruft die Glock' an jedem Abhang nieder,
Am Morgen zum Geſchaͤft, zur Ruh am Abend wieder.
Fruͤh hoͤren ſie die Glock', und beten beim Erwachen,
Wie ſie ſie hoͤren ſpaͤt und Feierabend machen.
Am Feſttag droben ſchallt der Lebenden Gebet,
Und ihre Todten ruhn dort himmelsluftumweht.
Dorthin zur Schule gehn die lernbegier'gen Kinder;
Geſchwinde gehts hinauf, herunter noch geſchwinder.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0319" n="309"/>
        <div n="2">
          <head>11.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Es ragt ein In&#x017F;elberg, der bis zu &#x017F;einer Spitze</l><lb/>
              <l>Von &#x017F;einen Wurzeln auf, tra&#x0364;gt vielver&#x017F;treute Sitze,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Landbauerwohnungen, jede von ihren Schatten</l><lb/>
              <l>Umgru&#x0364;nt, umringt von rind- und rehbegra&#x017F;ten Matten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Den Gipfel aber kro&#x0364;nt ein Thurm und Gotteshaus,</l><lb/>
              <l>Rings &#x017F;ichtbar um den Berg von jeder Wohnung aus.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Dort oben wohnt erho&#x0364;ht, und Niemand fu&#x0364;hlt &#x017F;ich hehrer,</l><lb/>
              <l>In Mitten &#x017F;einer Welt, ein Prie&#x017F;ter und ein Lehrer.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Von ihm aus ruft die Glock' an jedem Abhang nieder,</l><lb/>
              <l>Am Morgen zum Ge&#x017F;cha&#x0364;ft, zur Ruh am Abend wieder.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Fru&#x0364;h ho&#x0364;ren &#x017F;ie die Glock', und beten beim Erwachen,</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;ie &#x017F;ie ho&#x0364;ren &#x017F;pa&#x0364;t und Feierabend machen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Am Fe&#x017F;ttag droben &#x017F;challt der Lebenden Gebet,</l><lb/>
              <l>Und ihre Todten ruhn dort himmelsluftumweht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Dorthin zur Schule gehn die lernbegier'gen Kinder;</l><lb/>
              <l>Ge&#x017F;chwinde gehts hinauf, herunter noch ge&#x017F;chwinder.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309/0319] 11. Es ragt ein Inſelberg, der bis zu ſeiner Spitze Von ſeinen Wurzeln auf, traͤgt vielverſtreute Sitze, Landbauerwohnungen, jede von ihren Schatten Umgruͤnt, umringt von rind- und rehbegraſten Matten. Den Gipfel aber kroͤnt ein Thurm und Gotteshaus, Rings ſichtbar um den Berg von jeder Wohnung aus. Dort oben wohnt erhoͤht, und Niemand fuͤhlt ſich hehrer, In Mitten ſeiner Welt, ein Prieſter und ein Lehrer. Von ihm aus ruft die Glock' an jedem Abhang nieder, Am Morgen zum Geſchaͤft, zur Ruh am Abend wieder. Fruͤh hoͤren ſie die Glock', und beten beim Erwachen, Wie ſie ſie hoͤren ſpaͤt und Feierabend machen. Am Feſttag droben ſchallt der Lebenden Gebet, Und ihre Todten ruhn dort himmelsluftumweht. Dorthin zur Schule gehn die lernbegier'gen Kinder; Geſchwinde gehts hinauf, herunter noch geſchwinder.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/319
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/319>, abgerufen am 23.11.2024.