Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.64. Zu welchem willst du dich von beiden Chören wenden? Du hast die freie Wahl dich so und so zu blenden. Wenn du den einen glaubst, so geht die Zeit bergunter; Wenn du den andern traust, so klimmt sie aufwerts munter. Ist sie villeicht das Rad, von dem sich niederneigt Das Vordere, derweil das Hintre wieder steigt? Die Vordern klagen, daß zum Untergang sichs lenke, Die Hintern jubeln, daß es sich zum Aufgang schwenke. Es steigt und fällt zugleich; ob es im Ganzen falle, Ob steige, weiß die Kraft, durch deren Stoß es walle! 64. Zu welchem willſt du dich von beiden Choͤren wenden? Du haſt die freie Wahl dich ſo und ſo zu blenden. Wenn du den einen glaubſt, ſo geht die Zeit bergunter; Wenn du den andern trauſt, ſo klimmt ſie aufwerts munter. Iſt ſie villeicht das Rad, von dem ſich niederneigt Das Vordere, derweil das Hintre wieder ſteigt? Die Vordern klagen, daß zum Untergang ſichs lenke, Die Hintern jubeln, daß es ſich zum Aufgang ſchwenke. Es ſteigt und faͤllt zugleich; ob es im Ganzen falle, Ob ſteige, weiß die Kraft, durch deren Stoß es walle! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0280" n="270"/> <div n="2"> <head>64.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Zu welchem willſt du dich von beiden Choͤren wenden?</l><lb/> <l>Du haſt die freie Wahl dich ſo und ſo zu blenden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wenn du den einen glaubſt, ſo geht die Zeit bergunter;</l><lb/> <l>Wenn du den andern trauſt, ſo klimmt ſie aufwerts munter.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Iſt ſie villeicht das Rad, von dem ſich niederneigt</l><lb/> <l>Das Vordere, derweil das Hintre wieder ſteigt?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die Vordern klagen, daß zum Untergang ſichs lenke,</l><lb/> <l>Die Hintern jubeln, daß es ſich zum Aufgang ſchwenke.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Es ſteigt und faͤllt zugleich; ob es im Ganzen falle,</l><lb/> <l>Ob ſteige, weiß die Kraft, durch deren Stoß es walle!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [270/0280]
64.
Zu welchem willſt du dich von beiden Choͤren wenden?
Du haſt die freie Wahl dich ſo und ſo zu blenden.
Wenn du den einen glaubſt, ſo geht die Zeit bergunter;
Wenn du den andern trauſt, ſo klimmt ſie aufwerts munter.
Iſt ſie villeicht das Rad, von dem ſich niederneigt
Das Vordere, derweil das Hintre wieder ſteigt?
Die Vordern klagen, daß zum Untergang ſichs lenke,
Die Hintern jubeln, daß es ſich zum Aufgang ſchwenke.
Es ſteigt und faͤllt zugleich; ob es im Ganzen falle,
Ob ſteige, weiß die Kraft, durch deren Stoß es walle!
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