Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.14. Ein Regen fiel die Nacht, doch war er nicht einweichend, Für der verlechzten Flur Bedürfnis unzureichend. Des Wassers wäre gnug gewesen, wenn geflossen Es wäre dahin nur, wo etwas sollte sprossen. Allein es floß sogut auf Stein und Straßenstaub, Auf Zaun und Mauer, als auf Garten, Gras und Laub. Und, wenn ohn' Unterschied der Himmel also segnen Eins wie das andre will, muß er noch einmal regnen. 15. Wer Seele mehr nicht hat, als braucht zum eignen Leben Sein Leib, der wird davon nach außen keine geben. Wer aber Ueberfluß und mehr hat als er braucht, Der ists, der Seele wie die Rose Duft verhaucht. Drum seelespendender als starke sind die schwachen An Leib, die Seligen, die frei vom Leib sich machen. 14. Ein Regen fiel die Nacht, doch war er nicht einweichend, Fuͤr der verlechzten Flur Beduͤrfnis unzureichend. Des Waſſers waͤre gnug geweſen, wenn gefloſſen Es waͤre dahin nur, wo etwas ſollte ſproſſen. Allein es floß ſogut auf Stein und Straßenſtaub, Auf Zaun und Mauer, als auf Garten, Gras und Laub. Und, wenn ohn' Unterſchied der Himmel alſo ſegnen Eins wie das andre will, muß er noch einmal regnen. 15. Wer Seele mehr nicht hat, als braucht zum eignen Leben Sein Leib, der wird davon nach außen keine geben. Wer aber Ueberfluß und mehr hat als er braucht, Der iſts, der Seele wie die Roſe Duft verhaucht. Drum ſeeleſpendender als ſtarke ſind die ſchwachen An Leib, die Seligen, die frei vom Leib ſich machen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0240" n="230"/> <div n="2"> <head>14.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ein Regen fiel die Nacht, doch war er nicht einweichend,</l><lb/> <l>Fuͤr der verlechzten Flur Beduͤrfnis unzureichend.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Des Waſſers waͤre gnug geweſen, wenn gefloſſen</l><lb/> <l>Es waͤre dahin nur, wo etwas ſollte ſproſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Allein es floß ſogut auf Stein und Straßenſtaub,</l><lb/> <l>Auf Zaun und Mauer, als auf Garten, Gras und Laub.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und, wenn ohn' Unterſchied der Himmel alſo ſegnen</l><lb/> <l>Eins wie das andre will, muß er noch einmal regnen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>15.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer Seele mehr nicht hat, als braucht zum eignen Leben</l><lb/> <l>Sein Leib, der wird davon nach außen keine geben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wer aber Ueberfluß und mehr hat als er braucht,</l><lb/> <l>Der iſts, der Seele wie die Roſe Duft verhaucht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Drum ſeeleſpendender als ſtarke ſind die ſchwachen</l><lb/> <l>An Leib, die Seligen, die frei vom Leib ſich machen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [230/0240]
14.
Ein Regen fiel die Nacht, doch war er nicht einweichend,
Fuͤr der verlechzten Flur Beduͤrfnis unzureichend.
Des Waſſers waͤre gnug geweſen, wenn gefloſſen
Es waͤre dahin nur, wo etwas ſollte ſproſſen.
Allein es floß ſogut auf Stein und Straßenſtaub,
Auf Zaun und Mauer, als auf Garten, Gras und Laub.
Und, wenn ohn' Unterſchied der Himmel alſo ſegnen
Eins wie das andre will, muß er noch einmal regnen.
15.
Wer Seele mehr nicht hat, als braucht zum eignen Leben
Sein Leib, der wird davon nach außen keine geben.
Wer aber Ueberfluß und mehr hat als er braucht,
Der iſts, der Seele wie die Roſe Duft verhaucht.
Drum ſeeleſpendender als ſtarke ſind die ſchwachen
An Leib, die Seligen, die frei vom Leib ſich machen.
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