Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
85.
Gott, der den Frieden gibt Friedfert'gen zum Geleit,
In jedem Sinne geb' er dir Harmlosigkeit.
Harmlosigkeit im Ohr hört überall Musik,
Und Schönes überall sieht ein harmloser Blick.
Harmlosigkeit im Mund macht niemals Herzen wund,
Und ein harmloses Herz ist selbst im Weh gesund.
Der Mann ist harmlos, der macht andern keinen Harm,
Und selber sich nicht härmt, er sei reich oder arm.

86.
Dem Storch ward lang das Bein, um durch den Sumpf zu waten;
Die es zum Schwimmen braucht, der Gans ists kurz gerathen.
Sie braucht das Ruder, um die Fläche zu durchgleiten,
Die Stelze nicht, um wo sie schwimmen kann, zu schreiten.
Verschiednes Werkzeug wohnt Verschiednen dazu bei,
Daß manichfaches Spiel im einen Spielraum sei.

85.
Gott, der den Frieden gibt Friedfert'gen zum Geleit,
In jedem Sinne geb' er dir Harmloſigkeit.
Harmloſigkeit im Ohr hoͤrt uͤberall Muſik,
Und Schoͤnes uͤberall ſieht ein harmloſer Blick.
Harmloſigkeit im Mund macht niemals Herzen wund,
Und ein harmloſes Herz iſt ſelbſt im Weh geſund.
Der Mann iſt harmlos, der macht andern keinen Harm,
Und ſelber ſich nicht haͤrmt, er ſei reich oder arm.

86.
Dem Storch ward lang das Bein, um durch den Sumpf zu waten;
Die es zum Schwimmen braucht, der Gans iſts kurz gerathen.
Sie braucht das Ruder, um die Flaͤche zu durchgleiten,
Die Stelze nicht, um wo ſie ſchwimmen kann, zu ſchreiten.
Verſchiednes Werkzeug wohnt Verſchiednen dazu bei,
Daß manichfaches Spiel im einen Spielraum ſei.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0101" n="91"/>
        <div n="2">
          <head>85.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Gott, der den Frieden gibt Friedfert'gen zum Geleit,</l><lb/>
              <l>In jedem Sinne geb' er dir Harmlo&#x017F;igkeit.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Harmlo&#x017F;igkeit im Ohr ho&#x0364;rt u&#x0364;berall Mu&#x017F;ik,</l><lb/>
              <l>Und Scho&#x0364;nes u&#x0364;berall &#x017F;ieht ein harmlo&#x017F;er Blick.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Harmlo&#x017F;igkeit im Mund macht niemals Herzen wund,</l><lb/>
              <l>Und ein harmlo&#x017F;es Herz i&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t im Weh ge&#x017F;und.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Der Mann i&#x017F;t harmlos, der macht andern keinen Harm,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;elber &#x017F;ich nicht ha&#x0364;rmt, er &#x017F;ei reich oder arm.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>86.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Dem Storch ward lang das Bein, um durch den Sumpf zu waten;</l><lb/>
              <l>Die es zum Schwimmen braucht, der Gans i&#x017F;ts kurz gerathen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Sie braucht das Ruder, um die Fla&#x0364;che zu durchgleiten,</l><lb/>
              <l>Die Stelze nicht, um wo &#x017F;ie &#x017F;chwimmen kann, zu &#x017F;chreiten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Ver&#x017F;chiednes Werkzeug wohnt Ver&#x017F;chiednen dazu bei,</l><lb/>
              <l>Daß manichfaches Spiel im einen Spielraum &#x017F;ei.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0101] 85. Gott, der den Frieden gibt Friedfert'gen zum Geleit, In jedem Sinne geb' er dir Harmloſigkeit. Harmloſigkeit im Ohr hoͤrt uͤberall Muſik, Und Schoͤnes uͤberall ſieht ein harmloſer Blick. Harmloſigkeit im Mund macht niemals Herzen wund, Und ein harmloſes Herz iſt ſelbſt im Weh geſund. Der Mann iſt harmlos, der macht andern keinen Harm, Und ſelber ſich nicht haͤrmt, er ſei reich oder arm. 86. Dem Storch ward lang das Bein, um durch den Sumpf zu waten; Die es zum Schwimmen braucht, der Gans iſts kurz gerathen. Sie braucht das Ruder, um die Flaͤche zu durchgleiten, Die Stelze nicht, um wo ſie ſchwimmen kann, zu ſchreiten. Verſchiednes Werkzeug wohnt Verſchiednen dazu bei, Daß manichfaches Spiel im einen Spielraum ſei.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/101
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/101>, abgerufen am 22.12.2024.