Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
114.
Der schlimmste Neider ist, der das sich läßt verdrießen,
Wenn, was er nicht mehr kann, nun andere genießen.
Kann einen hungrigen der satte wol beneiden,
Und möchte lieber selbst noch einmal Hunger leiden?
Begierde -- schlimm genung, daß sie Befriedigung
Begehrte, da sie war am Leben frisch und jung;
Nun sie gestorben ist, so sei sie auch begraben!
Wir freun uns, daß wir Ruh, die Unruh andre haben.

114.
Der ſchlimmſte Neider iſt, der das ſich laͤßt verdrießen,
Wenn, was er nicht mehr kann, nun andere genießen.
Kann einen hungrigen der ſatte wol beneiden,
Und moͤchte lieber ſelbſt noch einmal Hunger leiden?
Begierde — ſchlimm genung, daß ſie Befriedigung
Begehrte, da ſie war am Leben friſch und jung;
Nun ſie geſtorben iſt, ſo ſei ſie auch begraben!
Wir freun uns, daß wir Ruh, die Unruh andre haben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0089" n="79"/>
        <div n="2">
          <head>114.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Der &#x017F;chlimm&#x017F;te Neider i&#x017F;t, der das &#x017F;ich la&#x0364;ßt verdrießen,</l><lb/>
              <l>Wenn, was er nicht mehr kann, nun andere genießen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Kann einen hungrigen der &#x017F;atte wol beneiden,</l><lb/>
              <l>Und mo&#x0364;chte lieber &#x017F;elb&#x017F;t noch einmal Hunger leiden?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Begierde &#x2014; &#x017F;chlimm genung, daß &#x017F;ie Befriedigung</l><lb/>
              <l>Begehrte, da &#x017F;ie war am Leben fri&#x017F;ch und jung;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Nun &#x017F;ie ge&#x017F;torben i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;ei &#x017F;ie auch begraben!</l><lb/>
              <l>Wir freun uns, daß wir Ruh, die Unruh andre haben.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0089] 114. Der ſchlimmſte Neider iſt, der das ſich laͤßt verdrießen, Wenn, was er nicht mehr kann, nun andere genießen. Kann einen hungrigen der ſatte wol beneiden, Und moͤchte lieber ſelbſt noch einmal Hunger leiden? Begierde — ſchlimm genung, daß ſie Befriedigung Begehrte, da ſie war am Leben friſch und jung; Nun ſie geſtorben iſt, ſo ſei ſie auch begraben! Wir freun uns, daß wir Ruh, die Unruh andre haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/89
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/89>, abgerufen am 25.11.2024.