Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.90. Wenn dir ein Glück will nahn, o nenne nicht das Glück Bei seinem Namen! scheu vor'm Namen weicht's zurück. Und droht ein Unglück dir, so nenn' es nicht beim Namen, Sonst siehst du zwei, die auf des Einen Namen kamen. So übel ists bestellt, mein Sohn, um diese Welt, Daß Böses bei dir zieht, was Gutes ab dir hält. Doch dich nicht lehren will ich dieses, o mein Sohn; Ich selber lernt' es nur, du lerne nichts davon! Ich wünsche, daß du nie so eingeschüchtert werdest, Frei immer, wie es dir ums Herz ist, dich geberdest. 90. Wenn dir ein Gluͤck will nahn, o nenne nicht das Gluͤck Bei ſeinem Namen! ſcheu vor'm Namen weicht's zuruͤck. Und droht ein Ungluͤck dir, ſo nenn' es nicht beim Namen, Sonſt ſiehſt du zwei, die auf des Einen Namen kamen. So uͤbel iſts beſtellt, mein Sohn, um dieſe Welt, Daß Boͤſes bei dir zieht, was Gutes ab dir haͤlt. Doch dich nicht lehren will ich dieſes, o mein Sohn; Ich ſelber lernt' es nur, du lerne nichts davon! Ich wuͤnſche, daß du nie ſo eingeſchuͤchtert werdeſt, Frei immer, wie es dir ums Herz iſt, dich geberdeſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0070" n="60"/> <div n="2"> <head>90.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn dir ein Gluͤck will nahn, o nenne nicht das Gluͤck</l><lb/> <l>Bei ſeinem Namen! ſcheu vor'm Namen weicht's zuruͤck.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und droht ein Ungluͤck dir, ſo nenn' es nicht beim Namen,</l><lb/> <l>Sonſt ſiehſt du zwei, die auf des Einen Namen kamen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>So uͤbel iſts beſtellt, mein Sohn, um dieſe Welt,</l><lb/> <l>Daß Boͤſes bei dir zieht, was Gutes ab dir haͤlt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch dich nicht lehren will ich dieſes, o mein Sohn;</l><lb/> <l>Ich ſelber lernt' es nur, du lerne nichts davon!</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ich wuͤnſche, daß du nie ſo eingeſchuͤchtert werdeſt,</l><lb/> <l>Frei immer, wie es dir ums Herz iſt, dich geberdeſt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [60/0070]
90.
Wenn dir ein Gluͤck will nahn, o nenne nicht das Gluͤck
Bei ſeinem Namen! ſcheu vor'm Namen weicht's zuruͤck.
Und droht ein Ungluͤck dir, ſo nenn' es nicht beim Namen,
Sonſt ſiehſt du zwei, die auf des Einen Namen kamen.
So uͤbel iſts beſtellt, mein Sohn, um dieſe Welt,
Daß Boͤſes bei dir zieht, was Gutes ab dir haͤlt.
Doch dich nicht lehren will ich dieſes, o mein Sohn;
Ich ſelber lernt' es nur, du lerne nichts davon!
Ich wuͤnſche, daß du nie ſo eingeſchuͤchtert werdeſt,
Frei immer, wie es dir ums Herz iſt, dich geberdeſt.
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