Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.So wechselweise mag in sich der Geist sich senken, Um desto rüstiger sich auf die Welt zu lenken. Nur wenn er glücklich sich erhält in dieser Schwebe, Geht unbestrickt er durch ein doppelt Irrgewebe. 80. Verzage nicht, o Herz! die Lust entspringt aus Trauer; Dem Sonnenaufgang geht voraus ein Morgenschauer. In diesem Schauer wird, was gestern blühte, sterben: Was heute soll erblühn, wird davon Kraft erwerben. Verzage nicht, wenn ab die welke Hoffnung fiel; Die neue schon erhebt sich jung auf frischem Stiel. So wechſelweiſe mag in ſich der Geiſt ſich ſenken, Um deſto ruͤſtiger ſich auf die Welt zu lenken. Nur wenn er gluͤcklich ſich erhaͤlt in dieſer Schwebe, Geht unbeſtrickt er durch ein doppelt Irrgewebe. 80. Verzage nicht, o Herz! die Luſt entſpringt aus Trauer; Dem Sonnenaufgang geht voraus ein Morgenſchauer. In dieſem Schauer wird, was geſtern bluͤhte, ſterben: Was heute ſoll erbluͤhn, wird davon Kraft erwerben. Verzage nicht, wenn ab die welke Hoffnung fiel; Die neue ſchon erhebt ſich jung auf friſchem Stiel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0064" n="54"/> <lg n="6"> <l>So wechſelweiſe mag in ſich der Geiſt ſich ſenken,</l><lb/> <l>Um deſto ruͤſtiger ſich auf die Welt zu lenken.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Nur wenn er gluͤcklich ſich erhaͤlt in dieſer Schwebe,</l><lb/> <l>Geht unbeſtrickt er durch ein doppelt Irrgewebe.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>80.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Verzage nicht, o Herz! die Luſt entſpringt aus Trauer;</l><lb/> <l>Dem Sonnenaufgang geht voraus ein Morgenſchauer.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>In dieſem Schauer wird, was geſtern bluͤhte, ſterben:</l><lb/> <l>Was heute ſoll erbluͤhn, wird davon Kraft erwerben.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Verzage nicht, wenn ab die welke Hoffnung fiel;</l><lb/> <l>Die neue ſchon erhebt ſich jung auf friſchem Stiel.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [54/0064]
So wechſelweiſe mag in ſich der Geiſt ſich ſenken,
Um deſto ruͤſtiger ſich auf die Welt zu lenken.
Nur wenn er gluͤcklich ſich erhaͤlt in dieſer Schwebe,
Geht unbeſtrickt er durch ein doppelt Irrgewebe.
80.
Verzage nicht, o Herz! die Luſt entſpringt aus Trauer;
Dem Sonnenaufgang geht voraus ein Morgenſchauer.
In dieſem Schauer wird, was geſtern bluͤhte, ſterben:
Was heute ſoll erbluͤhn, wird davon Kraft erwerben.
Verzage nicht, wenn ab die welke Hoffnung fiel;
Die neue ſchon erhebt ſich jung auf friſchem Stiel.
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