Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.33. Die Sterne mögen dir aus Winternächten blinken, Und Blumen einen Gruß von Sommerhügeln winken. So bleibt dir liebend nah von unten und von oben, Was dir der Tod in Erd' und Himmel aufgehoben. Doch wenn ein Lebender den Gruß mir schuldig bleibt; Schämt er sich nicht vor dem, was Blum' und Strom mir schreibt? 34. Ich unterhalte mich so oft in meinen Liedern Mit Freunden, die darauf so wenig mir erwiedern. Als ob nicht jedes Lied, dem keinen Namen bei Ich schrieb, an jeden, dem's gefällt, gerichtet sei. Doch mit dem Dank darauf will keiner sich befassen, Das bleibt dem Kritiker, wie billig, überlassen; Der wie ein Sekretär schreibt in des Gönners Namen, Daß deine Opfer zur Behörde richtig kamen. 33. Die Sterne moͤgen dir aus Winternaͤchten blinken, Und Blumen einen Gruß von Sommerhuͤgeln winken. So bleibt dir liebend nah von unten und von oben, Was dir der Tod in Erd' und Himmel aufgehoben. Doch wenn ein Lebender den Gruß mir ſchuldig bleibt; Schaͤmt er ſich nicht vor dem, was Blum' und Strom mir ſchreibt? 34. Ich unterhalte mich ſo oft in meinen Liedern Mit Freunden, die darauf ſo wenig mir erwiedern. Als ob nicht jedes Lied, dem keinen Namen bei Ich ſchrieb, an jeden, dem's gefaͤllt, gerichtet ſei. Doch mit dem Dank darauf will keiner ſich befaſſen, Das bleibt dem Kritiker, wie billig, uͤberlaſſen; Der wie ein Sekretaͤr ſchreibt in des Goͤnners Namen, Daß deine Opfer zur Behoͤrde richtig kamen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0297" n="287"/> <div n="2"> <head>33.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Sterne moͤgen dir aus Winternaͤchten blinken,</l><lb/> <l>Und Blumen einen Gruß von Sommerhuͤgeln winken.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So bleibt dir liebend nah von unten und von oben,</l><lb/> <l>Was dir der Tod in Erd' und Himmel aufgehoben.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch wenn ein Lebender den Gruß mir ſchuldig bleibt;</l><lb/> <l>Schaͤmt er ſich nicht vor dem, was Blum' und Strom mir ſchreibt?</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>34.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich unterhalte mich ſo oft in meinen Liedern</l><lb/> <l>Mit Freunden, die darauf ſo wenig mir erwiedern.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Als ob nicht jedes Lied, dem keinen Namen bei</l><lb/> <l>Ich ſchrieb, an jeden, dem's gefaͤllt, gerichtet ſei.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch mit dem Dank darauf will keiner ſich befaſſen,</l><lb/> <l>Das bleibt dem Kritiker, wie billig, uͤberlaſſen;</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Der wie ein Sekretaͤr ſchreibt in des Goͤnners Namen,</l><lb/> <l>Daß deine Opfer zur Behoͤrde richtig kamen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [287/0297]
33.
Die Sterne moͤgen dir aus Winternaͤchten blinken,
Und Blumen einen Gruß von Sommerhuͤgeln winken.
So bleibt dir liebend nah von unten und von oben,
Was dir der Tod in Erd' und Himmel aufgehoben.
Doch wenn ein Lebender den Gruß mir ſchuldig bleibt;
Schaͤmt er ſich nicht vor dem, was Blum' und Strom mir ſchreibt?
34.
Ich unterhalte mich ſo oft in meinen Liedern
Mit Freunden, die darauf ſo wenig mir erwiedern.
Als ob nicht jedes Lied, dem keinen Namen bei
Ich ſchrieb, an jeden, dem's gefaͤllt, gerichtet ſei.
Doch mit dem Dank darauf will keiner ſich befaſſen,
Das bleibt dem Kritiker, wie billig, uͤberlaſſen;
Der wie ein Sekretaͤr ſchreibt in des Goͤnners Namen,
Daß deine Opfer zur Behoͤrde richtig kamen.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/297>, abgerufen am 23.02.2025. |