Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
29.
Die Heerde weidet und der Hirte weidet sie;
Wie eins ist Heerd' und Hirt, wer unterscheidet sie?
Er blickt, alsob er sie mit seinen Augen weide,
Und daß sie weiden, das ist seine Augenweide.
Die stille Hürde dort steht am bekannten Ort,
Da ist des Hirten Herd, und seiner Horden Hort.
Dann wird er scheren sie im Sommer, wenn sie wollen;
Und ihm bescheren sie die überflüss'gen Wollen.
Wie eines Wehr und Werth dem andern so gewährt,
O wenn ihr, Herr und Heer, wie Hirt und Heerde wärt!

29.
Die Heerde weidet und der Hirte weidet ſie;
Wie eins iſt Heerd' und Hirt, wer unterſcheidet ſie?
Er blickt, alsob er ſie mit ſeinen Augen weide,
Und daß ſie weiden, das iſt ſeine Augenweide.
Die ſtille Huͤrde dort ſteht am bekannten Ort,
Da iſt des Hirten Herd, und ſeiner Horden Hort.
Dann wird er ſcheren ſie im Sommer, wenn ſie wollen;
Und ihm beſcheren ſie die uͤberfluͤſſ'gen Wollen.
Wie eines Wehr und Werth dem andern ſo gewaͤhrt,
O wenn ihr, Herr und Heer, wie Hirt und Heerde waͤrt!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0294" n="284"/>
        <div n="2">
          <head>29.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Die Heerde weidet und der Hirte weidet &#x017F;ie;</l><lb/>
              <l>Wie eins i&#x017F;t Heerd' und Hirt, wer unter&#x017F;cheidet &#x017F;ie?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Er blickt, alsob er &#x017F;ie mit &#x017F;einen Augen weide,</l><lb/>
              <l>Und daß &#x017F;ie weiden, das i&#x017F;t &#x017F;eine Augenweide.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Die &#x017F;tille Hu&#x0364;rde dort &#x017F;teht am bekannten Ort,</l><lb/>
              <l>Da i&#x017F;t des Hirten Herd, und &#x017F;einer Horden Hort.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Dann wird er &#x017F;cheren &#x017F;ie im Sommer, wenn &#x017F;ie wollen;</l><lb/>
              <l>Und ihm be&#x017F;cheren &#x017F;ie die u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;'gen Wollen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Wie eines Wehr und Werth dem andern &#x017F;o gewa&#x0364;hrt,</l><lb/>
              <l>O wenn ihr, Herr und Heer, wie Hirt und Heerde wa&#x0364;rt!</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0294] 29. Die Heerde weidet und der Hirte weidet ſie; Wie eins iſt Heerd' und Hirt, wer unterſcheidet ſie? Er blickt, alsob er ſie mit ſeinen Augen weide, Und daß ſie weiden, das iſt ſeine Augenweide. Die ſtille Huͤrde dort ſteht am bekannten Ort, Da iſt des Hirten Herd, und ſeiner Horden Hort. Dann wird er ſcheren ſie im Sommer, wenn ſie wollen; Und ihm beſcheren ſie die uͤberfluͤſſ'gen Wollen. Wie eines Wehr und Werth dem andern ſo gewaͤhrt, O wenn ihr, Herr und Heer, wie Hirt und Heerde waͤrt!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/294
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/294>, abgerufen am 25.11.2024.