Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.Doch nur den Menschen, weil er ist des Lebens Krone, Macht völlig schauderhaft das Leben, das entfloh'ne. Darum verhüllte, den der Freunde Dolch erstach, Sein Haupt vor'm Himmelsaug', eh' ihm das Auge brach. Wie auf Naturgeheiß die Thier' auch, wenn sie siechen Am letzten Weh, in Schlüft' und Höhlen sich verkriechen. Und ein mit Schönheitsinn begabtes Volk bedeckt Den Sarg mit Blumen, daß sein Anblick minder schreckt, Nachahmend der Natur, die, überall erfüllt Von Gräbern, jedes Grab in Blumenteppich hüllt. 6. Dem Lichte, daß es brenn', ist nöthig Fett und Docht; Fehlt ihm von beiden eins, so hat es nichts vermocht. Und beide müssen rein auch aufgehn miteinander, Daß seines Elements froh sei der Salamander. Doch nur den Menſchen, weil er iſt des Lebens Krone, Macht voͤllig ſchauderhaft das Leben, das entfloh'ne. Darum verhuͤllte, den der Freunde Dolch erſtach, Sein Haupt vor'm Himmelsaug', eh' ihm das Auge brach. Wie auf Naturgeheiß die Thier' auch, wenn ſie ſiechen Am letzten Weh, in Schluͤft' und Hoͤhlen ſich verkriechen. Und ein mit Schoͤnheitſinn begabtes Volk bedeckt Den Sarg mit Blumen, daß ſein Anblick minder ſchreckt, Nachahmend der Natur, die, uͤberall erfuͤllt Von Graͤbern, jedes Grab in Blumenteppich huͤllt. 6. Dem Lichte, daß es brenn', iſt noͤthig Fett und Docht; Fehlt ihm von beiden eins, ſo hat es nichts vermocht. Und beide muͤſſen rein auch aufgehn miteinander, Daß ſeines Elements froh ſei der Salamander. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0279" n="269"/> <lg n="9"> <l>Doch nur den Menſchen, weil er iſt des Lebens Krone,</l><lb/> <l>Macht voͤllig ſchauderhaft das Leben, das entfloh'ne.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Darum verhuͤllte, den der Freunde Dolch erſtach,</l><lb/> <l>Sein Haupt vor'm Himmelsaug', eh' ihm das Auge brach.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Wie auf Naturgeheiß die Thier' auch, wenn ſie ſiechen</l><lb/> <l>Am letzten Weh, in Schluͤft' und Hoͤhlen ſich verkriechen.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Und ein mit Schoͤnheitſinn begabtes Volk bedeckt</l><lb/> <l>Den Sarg mit Blumen, daß ſein Anblick minder ſchreckt,</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Nachahmend der Natur, die, uͤberall erfuͤllt</l><lb/> <l>Von Graͤbern, jedes Grab in Blumenteppich huͤllt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>6.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Dem Lichte, daß es brenn', iſt noͤthig Fett und Docht;</l><lb/> <l>Fehlt ihm von beiden eins, ſo hat es nichts vermocht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und beide muͤſſen rein auch aufgehn miteinander,</l><lb/> <l>Daß ſeines Elements froh ſei der Salamander.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [269/0279]
Doch nur den Menſchen, weil er iſt des Lebens Krone,
Macht voͤllig ſchauderhaft das Leben, das entfloh'ne.
Darum verhuͤllte, den der Freunde Dolch erſtach,
Sein Haupt vor'm Himmelsaug', eh' ihm das Auge brach.
Wie auf Naturgeheiß die Thier' auch, wenn ſie ſiechen
Am letzten Weh, in Schluͤft' und Hoͤhlen ſich verkriechen.
Und ein mit Schoͤnheitſinn begabtes Volk bedeckt
Den Sarg mit Blumen, daß ſein Anblick minder ſchreckt,
Nachahmend der Natur, die, uͤberall erfuͤllt
Von Graͤbern, jedes Grab in Blumenteppich huͤllt.
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Dem Lichte, daß es brenn', iſt noͤthig Fett und Docht;
Fehlt ihm von beiden eins, ſo hat es nichts vermocht.
Und beide muͤſſen rein auch aufgehn miteinander,
Daß ſeines Elements froh ſei der Salamander.
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