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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

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Ich leb' in kleiner Stadt, sie ist mir fast zu groß;
All seine Nachbarn liebt man auf dem Dorfe bloß.
Dort hat man keine Wahl, man braucht die ganze Zahl;
Hier stellt zumal die Qual sich ein mit Zahl und Wahl.
Ich aber ungequält hab' einen Freund gewählt,
Der mir die Bücher wählt, daß mich die Zahl nicht quält.

185.
Den Nachbar halte werth, den Nachbar halt in Ehren!
Was ein beim Nachbar kehrt, kann auch bei dir einkehren.
Man wird nach deinem Werth nicht in der Fremde fragen;
Dem wird man glauben, was von dir die Nachbarn sagen.
Dein Bös' und Gutes kann die Ferne nicht berühren,
Dein Nachbar rechts und links wird dies und jenes spüren.
Mit seiner Nachbarschaft wer friedlich sich verträgt,
Kommt aus mit aller Welt; dies sei dir eingeprägt:
"Mit wem zwei Nachbarn hier beständig sind zufrieden,
Dem ist Vergebung dort all seiner Schuld beschieden."

Ich leb' in kleiner Stadt, ſie iſt mir faſt zu groß;
All ſeine Nachbarn liebt man auf dem Dorfe bloß.
Dort hat man keine Wahl, man braucht die ganze Zahl;
Hier ſtellt zumal die Qual ſich ein mit Zahl und Wahl.
Ich aber ungequaͤlt hab' einen Freund gewaͤhlt,
Der mir die Buͤcher waͤhlt, daß mich die Zahl nicht quaͤlt.

185.
Den Nachbar halte werth, den Nachbar halt in Ehren!
Was ein beim Nachbar kehrt, kann auch bei dir einkehren.
Man wird nach deinem Werth nicht in der Fremde fragen;
Dem wird man glauben, was von dir die Nachbarn ſagen.
Dein Boͤſ' und Gutes kann die Ferne nicht beruͤhren,
Dein Nachbar rechts und links wird dies und jenes ſpuͤren.
Mit ſeiner Nachbarſchaft wer friedlich ſich vertraͤgt,
Kommt aus mit aller Welt; dies ſei dir eingepraͤgt:
„Mit wem zwei Nachbarn hier beſtaͤndig ſind zufrieden,
Dem iſt Vergebung dort all ſeiner Schuld beſchieden.“

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[258/0268] Ich leb' in kleiner Stadt, ſie iſt mir faſt zu groß; All ſeine Nachbarn liebt man auf dem Dorfe bloß. Dort hat man keine Wahl, man braucht die ganze Zahl; Hier ſtellt zumal die Qual ſich ein mit Zahl und Wahl. Ich aber ungequaͤlt hab' einen Freund gewaͤhlt, Der mir die Buͤcher waͤhlt, daß mich die Zahl nicht quaͤlt. 185. Den Nachbar halte werth, den Nachbar halt in Ehren! Was ein beim Nachbar kehrt, kann auch bei dir einkehren. Man wird nach deinem Werth nicht in der Fremde fragen; Dem wird man glauben, was von dir die Nachbarn ſagen. Dein Boͤſ' und Gutes kann die Ferne nicht beruͤhren, Dein Nachbar rechts und links wird dies und jenes ſpuͤren. Mit ſeiner Nachbarſchaft wer friedlich ſich vertraͤgt, Kommt aus mit aller Welt; dies ſei dir eingepraͤgt: „Mit wem zwei Nachbarn hier beſtaͤndig ſind zufrieden, Dem iſt Vergebung dort all ſeiner Schuld beſchieden.“

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/268>, abgerufen am 22.11.2024.