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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

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127.
Flieh hier Leichtgläubigkeit, und dort die Zweifelsucht!
Doch von der einen schlimm zur andern ist die Flucht.
Und doch, wer irgend naht der ersten oder letzten,
Den sendet die zu der entgegen ihr gesetzten.
Kanst du den Mittelweg nicht treffen zwischen beiden,
So rath' ich diese mehr als jene dir zu meiden.
Denn die Leichtgläubigkeit steht an des Glaubens Thüren,
Der Zweifel aber kann nur zur Verzweiflung führen.

128.
Gar viele Wege gehn zu Gott, auch deiner geht
Zu Gott, geh ihn getrost mit Preisen und Gebet.
Und laß dich nicht darin von denen irre machen,
Die andre Wege gehn, und mach nicht irr die Schwachen.
Wer mit auf meinem Weg will gehn, der sei willkommen;
Und geh' ich auch allein, doch geh' ich unbeklommen.

Rückert, Lehrgedicht IV. 10
127.
Flieh hier Leichtglaͤubigkeit, und dort die Zweifelſucht!
Doch von der einen ſchlimm zur andern iſt die Flucht.
Und doch, wer irgend naht der erſten oder letzten,
Den ſendet die zu der entgegen ihr geſetzten.
Kanſt du den Mittelweg nicht treffen zwiſchen beiden,
So rath' ich dieſe mehr als jene dir zu meiden.
Denn die Leichtglaͤubigkeit ſteht an des Glaubens Thuͤren,
Der Zweifel aber kann nur zur Verzweiflung fuͤhren.

128.
Gar viele Wege gehn zu Gott, auch deiner geht
Zu Gott, geh ihn getroſt mit Preiſen und Gebet.
Und laß dich nicht darin von denen irre machen,
Die andre Wege gehn, und mach nicht irr die Schwachen.
Wer mit auf meinem Weg will gehn, der ſei willkommen;
Und geh' ich auch allein, doch geh' ich unbeklommen.

Ruͤckert, Lehrgedicht IV. 10
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[217/0227] 127. Flieh hier Leichtglaͤubigkeit, und dort die Zweifelſucht! Doch von der einen ſchlimm zur andern iſt die Flucht. Und doch, wer irgend naht der erſten oder letzten, Den ſendet die zu der entgegen ihr geſetzten. Kanſt du den Mittelweg nicht treffen zwiſchen beiden, So rath' ich dieſe mehr als jene dir zu meiden. Denn die Leichtglaͤubigkeit ſteht an des Glaubens Thuͤren, Der Zweifel aber kann nur zur Verzweiflung fuͤhren. 128. Gar viele Wege gehn zu Gott, auch deiner geht Zu Gott, geh ihn getroſt mit Preiſen und Gebet. Und laß dich nicht darin von denen irre machen, Die andre Wege gehn, und mach nicht irr die Schwachen. Wer mit auf meinem Weg will gehn, der ſei willkommen; Und geh' ich auch allein, doch geh' ich unbeklommen. Ruͤckert, Lehrgedicht IV. 10

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/227>, abgerufen am 25.11.2024.