Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.9. Verschweig ein Glück, verbirg ein Unglück, das du hast! Im Glück und Unglück sind die Menschen nur zur Last. Noch schlimmer als im Glück der gift'ge Blick des Neiders, Im Unglück ist das Wort das frost'ge des Mitleiders. 10. Kaum hast du dich gefreut fehlloser Jugendblüthe Des schönsten, theuersten, mit dankbarem Gemüthe; So haucht ein Unheil, und der Lustglanz ist vorbei, Alsob gefallen drein ein böser Mehlthau sei. Darf man sich loben nichts, aus Furcht es zu berufen? An nichts sich freuen, was zur Freude Götter schufen? Nein, danke Gott, daß dir nicht lastet aufs Genick Feindselige Göttermacht und neidisches Geschick. 9. Verſchweig ein Gluͤck, verbirg ein Ungluͤck, das du haſt! Im Gluͤck und Ungluͤck ſind die Menſchen nur zur Laſt. Noch ſchlimmer als im Gluͤck der gift'ge Blick des Neiders, Im Ungluͤck iſt das Wort das froſt'ge des Mitleiders. 10. Kaum haſt du dich gefreut fehlloſer Jugendbluͤthe Des ſchoͤnſten, theuerſten, mit dankbarem Gemuͤthe; So haucht ein Unheil, und der Luſtglanz iſt vorbei, Alsob gefallen drein ein boͤſer Mehlthau ſei. Darf man ſich loben nichts, aus Furcht es zu berufen? An nichts ſich freuen, was zur Freude Goͤtter ſchufen? Nein, danke Gott, daß dir nicht laſtet aufs Genick Feindſelige Goͤttermacht und neidiſches Geſchick. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0018" n="8"/> <div n="2"> <head>9.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Verſchweig ein Gluͤck, verbirg ein Ungluͤck, das du haſt!</l><lb/> <l>Im Gluͤck und Ungluͤck ſind die Menſchen nur zur Laſt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Noch ſchlimmer als im Gluͤck der gift'ge Blick des Neiders,</l><lb/> <l>Im Ungluͤck iſt das Wort das froſt'ge des Mitleiders.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>10.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Kaum haſt du dich gefreut fehlloſer Jugendbluͤthe</l><lb/> <l>Des ſchoͤnſten, theuerſten, mit dankbarem Gemuͤthe;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So haucht ein Unheil, und der Luſtglanz iſt vorbei,</l><lb/> <l>Alsob gefallen drein ein boͤſer Mehlthau ſei.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Darf man ſich loben nichts, aus Furcht es zu berufen?</l><lb/> <l>An nichts ſich freuen, was zur Freude Goͤtter ſchufen?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Nein, danke Gott, daß dir nicht laſtet aufs Genick</l><lb/> <l>Feindſelige Goͤttermacht und neidiſches Geſchick.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0018]
9.
Verſchweig ein Gluͤck, verbirg ein Ungluͤck, das du haſt!
Im Gluͤck und Ungluͤck ſind die Menſchen nur zur Laſt.
Noch ſchlimmer als im Gluͤck der gift'ge Blick des Neiders,
Im Ungluͤck iſt das Wort das froſt'ge des Mitleiders.
10.
Kaum haſt du dich gefreut fehlloſer Jugendbluͤthe
Des ſchoͤnſten, theuerſten, mit dankbarem Gemuͤthe;
So haucht ein Unheil, und der Luſtglanz iſt vorbei,
Alsob gefallen drein ein boͤſer Mehlthau ſei.
Darf man ſich loben nichts, aus Furcht es zu berufen?
An nichts ſich freuen, was zur Freude Goͤtter ſchufen?
Nein, danke Gott, daß dir nicht laſtet aufs Genick
Feindſelige Goͤttermacht und neidiſches Geſchick.
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