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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

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Der Sieger, sei er auch von Hausaus mild und gütig,
Doch die Besiegten würgt er schonungslos kaltblütig.
Warum? es machet wild ihn ein wildfremd Gefild,
Und nicht als seins erkennt er andrer Menschheit Bild.
In fremdgekleideten, fremdblickend fremdgefärbten,
Fremdredenden vernimmt er nichts vom Angeerbten.
Nicht die Bewegung fühlt er seiner Eingeweide,
Die jeder Bruder fühlt bei seines Bruders Leide.
Gottes Gepräge mit dem Stempel der Natur,
In seiner Schrift und Form hält er für echt sie nur.
Und fragt er sich, ob sie sein Schöpfer auch erschaffen,
Gibt ers nur zu im Grimm und sich zum Spott als Affen.
Wie Tiger nicht und Wolf bei Rehes Mord und Lamms
Gewissensbisse fühlt, weil sie sind andern Stamms.
Wie seit Jahrhunderten Mohammedaner hetzten
Harmlose Indier, die kaum sich widersetzten.
Die, wann sie erst im Kampf die Männer übermannten,
Wehrlose Städte drauf und Tempel niederbrannten;
Der Sieger, ſei er auch von Hausaus mild und guͤtig,
Doch die Beſiegten wuͤrgt er ſchonungslos kaltbluͤtig.
Warum? es machet wild ihn ein wildfremd Gefild,
Und nicht als ſeins erkennt er andrer Menſchheit Bild.
In fremdgekleideten, fremdblickend fremdgefaͤrbten,
Fremdredenden vernimmt er nichts vom Angeerbten.
Nicht die Bewegung fuͤhlt er ſeiner Eingeweide,
Die jeder Bruder fuͤhlt bei ſeines Bruders Leide.
Gottes Gepraͤge mit dem Stempel der Natur,
In ſeiner Schrift und Form haͤlt er fuͤr echt ſie nur.
Und fragt er ſich, ob ſie ſein Schoͤpfer auch erſchaffen,
Gibt ers nur zu im Grimm und ſich zum Spott als Affen.
Wie Tiger nicht und Wolf bei Rehes Mord und Lamms
Gewiſſensbiſſe fuͤhlt, weil ſie ſind andern Stamms.
Wie ſeit Jahrhunderten Mohammedaner hetzten
Harmloſe Indier, die kaum ſich widerſetzten.
Die, wann ſie erſt im Kampf die Maͤnner uͤbermannten,
Wehrloſe Staͤdte drauf und Tempel niederbrannten;
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[130/0140] Der Sieger, ſei er auch von Hausaus mild und guͤtig, Doch die Beſiegten wuͤrgt er ſchonungslos kaltbluͤtig. Warum? es machet wild ihn ein wildfremd Gefild, Und nicht als ſeins erkennt er andrer Menſchheit Bild. In fremdgekleideten, fremdblickend fremdgefaͤrbten, Fremdredenden vernimmt er nichts vom Angeerbten. Nicht die Bewegung fuͤhlt er ſeiner Eingeweide, Die jeder Bruder fuͤhlt bei ſeines Bruders Leide. Gottes Gepraͤge mit dem Stempel der Natur, In ſeiner Schrift und Form haͤlt er fuͤr echt ſie nur. Und fragt er ſich, ob ſie ſein Schoͤpfer auch erſchaffen, Gibt ers nur zu im Grimm und ſich zum Spott als Affen. Wie Tiger nicht und Wolf bei Rehes Mord und Lamms Gewiſſensbiſſe fuͤhlt, weil ſie ſind andern Stamms. Wie ſeit Jahrhunderten Mohammedaner hetzten Harmloſe Indier, die kaum ſich widerſetzten. Die, wann ſie erſt im Kampf die Maͤnner uͤbermannten, Wehrloſe Staͤdte drauf und Tempel niederbrannten;

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/140>, abgerufen am 22.11.2024.