Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
133.
Den Einzelheiten mußt du nie soviel erlauben,
Den sichern Grundbegriff des Ganzen dir zu rauben.
Im Ganzen nimm die Welt, die groß' und jede kleine,
Im Ganzen das Gemüt des Freundes, wie das deine.
Sowie du Launen hast, so hat die Welt sie auch,
Und auch die Freundschaft schürt kein Feuer ohne Rauch.
Weh dir, wenn dich verstimmt, was auftaucht und verschwimmt,
Und das Gefühl von dem, was dableibt, dir benimmt.
Du fühlst die heilge Glut, halt ihr den Rauch zu gut,
Werd' über Freund und Welt und dich nicht ungemut!
Du kannst durch Liebeskraft einmal die Beiden klären,
Daß sie ein andermal dir gleichen Dienst gewähren.
Die Welt ist gut, der Freund ist gut, und gut bist du;
Und wenn ihr böse scheint, gib es dem Schein nicht zu.

133.
Den Einzelheiten mußt du nie ſoviel erlauben,
Den ſichern Grundbegriff des Ganzen dir zu rauben.
Im Ganzen nimm die Welt, die groß' und jede kleine,
Im Ganzen das Gemuͤt des Freundes, wie das deine.
Sowie du Launen haſt, ſo hat die Welt ſie auch,
Und auch die Freundſchaft ſchuͤrt kein Feuer ohne Rauch.
Weh dir, wenn dich verſtimmt, was auftaucht und verſchwimmt,
Und das Gefuͤhl von dem, was dableibt, dir benimmt.
Du fuͤhlſt die heilge Glut, halt ihr den Rauch zu gut,
Werd' uͤber Freund und Welt und dich nicht ungemut!
Du kannſt durch Liebeskraft einmal die Beiden klaͤren,
Daß ſie ein andermal dir gleichen Dienſt gewaͤhren.
Die Welt iſt gut, der Freund iſt gut, und gut biſt du;
Und wenn ihr boͤſe ſcheint, gib es dem Schein nicht zu.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0106" n="96"/>
        <div n="2">
          <head>133.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Den Einzelheiten mußt du nie &#x017F;oviel erlauben,</l><lb/>
              <l>Den &#x017F;ichern Grundbegriff des Ganzen dir zu rauben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Im Ganzen nimm die Welt, die groß' und jede kleine,</l><lb/>
              <l>Im Ganzen das Gemu&#x0364;t des Freundes, wie das deine.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Sowie du Launen ha&#x017F;t, &#x017F;o hat die Welt &#x017F;ie auch,</l><lb/>
              <l>Und auch die Freund&#x017F;chaft &#x017F;chu&#x0364;rt kein Feuer ohne Rauch.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Weh dir, wenn dich ver&#x017F;timmt, was auftaucht und ver&#x017F;chwimmt,</l><lb/>
              <l>Und das Gefu&#x0364;hl von dem, was dableibt, dir benimmt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Du fu&#x0364;hl&#x017F;t die heilge Glut, halt ihr den Rauch zu gut,</l><lb/>
              <l>Werd' u&#x0364;ber Freund und Welt und dich nicht ungemut!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Du kann&#x017F;t durch Liebeskraft einmal die Beiden kla&#x0364;ren,</l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie ein andermal dir gleichen Dien&#x017F;t gewa&#x0364;hren.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Die Welt i&#x017F;t gut, der Freund i&#x017F;t gut, und gut bi&#x017F;t du;</l><lb/>
              <l>Und wenn ihr bo&#x0364;&#x017F;e &#x017F;cheint, gib es dem Schein nicht zu.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0106] 133. Den Einzelheiten mußt du nie ſoviel erlauben, Den ſichern Grundbegriff des Ganzen dir zu rauben. Im Ganzen nimm die Welt, die groß' und jede kleine, Im Ganzen das Gemuͤt des Freundes, wie das deine. Sowie du Launen haſt, ſo hat die Welt ſie auch, Und auch die Freundſchaft ſchuͤrt kein Feuer ohne Rauch. Weh dir, wenn dich verſtimmt, was auftaucht und verſchwimmt, Und das Gefuͤhl von dem, was dableibt, dir benimmt. Du fuͤhlſt die heilge Glut, halt ihr den Rauch zu gut, Werd' uͤber Freund und Welt und dich nicht ungemut! Du kannſt durch Liebeskraft einmal die Beiden klaͤren, Daß ſie ein andermal dir gleichen Dienſt gewaͤhren. Die Welt iſt gut, der Freund iſt gut, und gut biſt du; Und wenn ihr boͤſe ſcheint, gib es dem Schein nicht zu.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/106
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/106>, abgerufen am 24.11.2024.