Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.62. Der Maulwurf ist nicht blind, gegeben hat ihm nur Ein kleines Auge, wie ers brauchet, die Natur, Mit welchem er wird sehn soviel als er bedarf, Im unterirdischen Palast, den er entwarf, Und Staub ins Auge wird ihm desto minder fallen, Wenn wühlend er empor wirft die gewölbten Hallen. Den Regenwurm, den er mit andern Sinnen sucht, Braucht er nicht zu erspähn, nicht schnell ist dessen Flucht. Und wird in warmer Nacht er aus dem Boden steigen, Auch seinem kleinen Stern wird sich der Himmel zeigen; Und ohne daß ers weiß, nimmt er mit sich hinnieder Auch einen Stral, und wühlt vergnügt im Dunkeln wieder. 62. Der Maulwurf iſt nicht blind, gegeben hat ihm nur Ein kleines Auge, wie ers brauchet, die Natur, Mit welchem er wird ſehn ſoviel als er bedarf, Im unterirdiſchen Palaſt, den er entwarf, Und Staub ins Auge wird ihm deſto minder fallen, Wenn wuͤhlend er empor wirft die gewoͤlbten Hallen. Den Regenwurm, den er mit andern Sinnen ſucht, Braucht er nicht zu erſpaͤhn, nicht ſchnell iſt deſſen Flucht. Und wird in warmer Nacht er aus dem Boden ſteigen, Auch ſeinem kleinen Stern wird ſich der Himmel zeigen; Und ohne daß ers weiß, nimmt er mit ſich hinnieder Auch einen Stral, und wuͤhlt vergnuͤgt im Dunkeln wieder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0062" n="52"/> <div n="2"> <head>62.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Maulwurf iſt nicht blind, gegeben hat ihm nur</l><lb/> <l>Ein kleines Auge, wie ers brauchet, die Natur,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Mit welchem er wird ſehn ſoviel als er bedarf,</l><lb/> <l>Im unterirdiſchen Palaſt, den er entwarf,</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und Staub ins Auge wird ihm deſto minder fallen,</l><lb/> <l>Wenn wuͤhlend er empor wirft die gewoͤlbten Hallen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Den Regenwurm, den er mit andern Sinnen ſucht,</l><lb/> <l>Braucht er nicht zu erſpaͤhn, nicht ſchnell iſt deſſen Flucht.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und wird in warmer Nacht er aus dem Boden ſteigen,</l><lb/> <l>Auch ſeinem kleinen Stern wird ſich der Himmel zeigen;</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Und ohne daß ers weiß, nimmt er mit ſich hinnieder</l><lb/> <l>Auch einen Stral, und wuͤhlt vergnuͤgt im Dunkeln wieder.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [52/0062]
62.
Der Maulwurf iſt nicht blind, gegeben hat ihm nur
Ein kleines Auge, wie ers brauchet, die Natur,
Mit welchem er wird ſehn ſoviel als er bedarf,
Im unterirdiſchen Palaſt, den er entwarf,
Und Staub ins Auge wird ihm deſto minder fallen,
Wenn wuͤhlend er empor wirft die gewoͤlbten Hallen.
Den Regenwurm, den er mit andern Sinnen ſucht,
Braucht er nicht zu erſpaͤhn, nicht ſchnell iſt deſſen Flucht.
Und wird in warmer Nacht er aus dem Boden ſteigen,
Auch ſeinem kleinen Stern wird ſich der Himmel zeigen;
Und ohne daß ers weiß, nimmt er mit ſich hinnieder
Auch einen Stral, und wuͤhlt vergnuͤgt im Dunkeln wieder.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/62>, abgerufen am 05.07.2024. |