Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.44. Das menschlichste Geschäft ist Menschen zu erziehn; Und Blumen ziehe, wem nicht Kinder sind verliehn. Der Blumen Jugend läßt vor Stürmen und Gefahren Sich immer leichter als die menschliche bewahren. Dankbarer sind sie auch, vom Wiegenrand zur Gruft, Erziehunglohnender mit Farbenspiel und Duft. Gern mag mein altes Aug' aus ihren Kinderaugen Saugen das Licht, das sie selbst aus der Sonne saugen. Dann saugt sie ihnen aus das eingesogene, Entflogen ist der Glanz der angeflogene. Die Farben auf der Flucht von Kronen stets zu Kronen; Trauer ist wo sie fliehn, und Freude wo sie wohnen. Sieh deine Blumen an in deiner Luft und Trauer, Und tröste dich, daß auch an dir ist keine Dauer. 44. Das menſchlichſte Geſchaͤft iſt Menſchen zu erziehn; Und Blumen ziehe, wem nicht Kinder ſind verliehn. Der Blumen Jugend laͤßt vor Stuͤrmen und Gefahren Sich immer leichter als die menſchliche bewahren. Dankbarer ſind ſie auch, vom Wiegenrand zur Gruft, Erziehunglohnender mit Farbenſpiel und Duft. Gern mag mein altes Aug' aus ihren Kinderaugen Saugen das Licht, das ſie ſelbſt aus der Sonne ſaugen. Dann ſaugt ſie ihnen aus das eingeſogene, Entflogen iſt der Glanz der angeflogene. Die Farben auf der Flucht von Kronen ſtets zu Kronen; Trauer iſt wo ſie fliehn, und Freude wo ſie wohnen. Sieh deine Blumen an in deiner Luft und Trauer, Und troͤſte dich, daß auch an dir iſt keine Dauer. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0047" n="37"/> <div n="2"> <head>44.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das menſchlichſte Geſchaͤft iſt Menſchen zu erziehn;</l><lb/> <l>Und Blumen ziehe, wem nicht Kinder ſind verliehn.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der Blumen Jugend laͤßt vor Stuͤrmen und Gefahren</l><lb/> <l>Sich immer leichter als die menſchliche bewahren.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Dankbarer ſind ſie auch, vom Wiegenrand zur Gruft,</l><lb/> <l>Erziehunglohnender mit Farbenſpiel und Duft.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Gern mag mein altes Aug' aus ihren Kinderaugen</l><lb/> <l>Saugen das Licht, das ſie ſelbſt aus der Sonne ſaugen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Dann ſaugt ſie ihnen aus das eingeſogene,</l><lb/> <l>Entflogen iſt der Glanz der angeflogene.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Die Farben auf der Flucht von Kronen ſtets zu Kronen;</l><lb/> <l>Trauer iſt wo ſie fliehn, und Freude wo ſie wohnen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Sieh deine Blumen an in deiner Luft und Trauer,</l><lb/> <l>Und troͤſte dich, daß auch an dir iſt keine Dauer.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [37/0047]
44.
Das menſchlichſte Geſchaͤft iſt Menſchen zu erziehn;
Und Blumen ziehe, wem nicht Kinder ſind verliehn.
Der Blumen Jugend laͤßt vor Stuͤrmen und Gefahren
Sich immer leichter als die menſchliche bewahren.
Dankbarer ſind ſie auch, vom Wiegenrand zur Gruft,
Erziehunglohnender mit Farbenſpiel und Duft.
Gern mag mein altes Aug' aus ihren Kinderaugen
Saugen das Licht, das ſie ſelbſt aus der Sonne ſaugen.
Dann ſaugt ſie ihnen aus das eingeſogene,
Entflogen iſt der Glanz der angeflogene.
Die Farben auf der Flucht von Kronen ſtets zu Kronen;
Trauer iſt wo ſie fliehn, und Freude wo ſie wohnen.
Sieh deine Blumen an in deiner Luft und Trauer,
Und troͤſte dich, daß auch an dir iſt keine Dauer.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/47>, abgerufen am 25.07.2024. |