Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
36.
Geschichte und Natur, zwei Räume sind sie nur,
Wo überall der Tod geht auf des Lebens Spur.
Du siehst, wohin du siehst, Zerstückelung, Bruchstücke;
Das eine ist dahin, das andre noch zurücke.
Du siehst Verbindungen und fühlest eine Lücke,
Suchest Zusammenhang und findest keine Brücke.
Blick' in die Sternwelt auf, damit dein Geist gesundet!
Dort ist der ewige Kreis, der in sich selb sich rundet.
Die Ordnung droben ist, wo aufgehoben ist
Die Wirrung, wo sich fügt, was hier verschoben ist.
Freu dich in jeder Nacht, daß Sterne niederglänzen
Mit höhrer Hofnung Stral dein Daseyn zu ergänzen.

36.
Geſchichte und Natur, zwei Raͤume ſind ſie nur,
Wo uͤberall der Tod geht auf des Lebens Spur.
Du ſiehſt, wohin du ſiehſt, Zerſtuͤckelung, Bruchſtuͤcke;
Das eine iſt dahin, das andre noch zuruͤcke.
Du ſiehſt Verbindungen und fuͤhleſt eine Luͤcke,
Sucheſt Zuſammenhang und findeſt keine Bruͤcke.
Blick' in die Sternwelt auf, damit dein Geiſt geſundet!
Dort iſt der ewige Kreis, der in ſich ſelb ſich rundet.
Die Ordnung droben iſt, wo aufgehoben iſt
Die Wirrung, wo ſich fuͤgt, was hier verſchoben iſt.
Freu dich in jeder Nacht, daß Sterne niederglaͤnzen
Mit hoͤhrer Hofnung Stral dein Daſeyn zu ergaͤnzen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0040" n="30"/>
        <div n="2">
          <head>36.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Ge&#x017F;chichte und Natur, zwei Ra&#x0364;ume &#x017F;ind &#x017F;ie nur,</l><lb/>
              <l>Wo u&#x0364;berall der Tod geht auf des Lebens Spur.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Du &#x017F;ieh&#x017F;t, wohin du &#x017F;ieh&#x017F;t, Zer&#x017F;tu&#x0364;ckelung, Bruch&#x017F;tu&#x0364;cke;</l><lb/>
              <l>Das eine i&#x017F;t dahin, das andre noch zuru&#x0364;cke.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Du &#x017F;ieh&#x017F;t Verbindungen und fu&#x0364;hle&#x017F;t eine Lu&#x0364;cke,</l><lb/>
              <l>Suche&#x017F;t Zu&#x017F;ammenhang und finde&#x017F;t keine Bru&#x0364;cke.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Blick' in die Sternwelt auf, damit dein Gei&#x017F;t ge&#x017F;undet!</l><lb/>
              <l>Dort i&#x017F;t der ewige Kreis, der in &#x017F;ich &#x017F;elb &#x017F;ich rundet.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Die Ordnung droben i&#x017F;t, wo aufgehoben i&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Die Wirrung, wo &#x017F;ich fu&#x0364;gt, was hier ver&#x017F;choben i&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Freu dich in jeder Nacht, daß Sterne niedergla&#x0364;nzen</l><lb/>
              <l>Mit ho&#x0364;hrer Hofnung Stral dein Da&#x017F;eyn zu erga&#x0364;nzen.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0040] 36. Geſchichte und Natur, zwei Raͤume ſind ſie nur, Wo uͤberall der Tod geht auf des Lebens Spur. Du ſiehſt, wohin du ſiehſt, Zerſtuͤckelung, Bruchſtuͤcke; Das eine iſt dahin, das andre noch zuruͤcke. Du ſiehſt Verbindungen und fuͤhleſt eine Luͤcke, Sucheſt Zuſammenhang und findeſt keine Bruͤcke. Blick' in die Sternwelt auf, damit dein Geiſt geſundet! Dort iſt der ewige Kreis, der in ſich ſelb ſich rundet. Die Ordnung droben iſt, wo aufgehoben iſt Die Wirrung, wo ſich fuͤgt, was hier verſchoben iſt. Freu dich in jeder Nacht, daß Sterne niederglaͤnzen Mit hoͤhrer Hofnung Stral dein Daſeyn zu ergaͤnzen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/40
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/40>, abgerufen am 11.12.2024.