Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.Da setzt der Vater sich, dem Esel dünkt es schwer, Anstatt des Sohnes auf, der Sohn läuft nebenher. Ein andrer, der es sah, sprach: Welcher Thorenritt! Der Vater reitet fort und nimmt den Sohn nicht mit. Der Vater nimmt geschwind den Sohn zu sich hinauf, Und mit der Doppellast der Esel stockt im Lauf. Der dritte, der es sah, sprach: Welche Barbarei! Das Thier erliegt, wenn ihr nicht absteigt alle zwei. Der Vater steigt zugleich mit seinem Sohn hernieder; Der träge Esel rührt nicht flinker drum die Glieder. Der vierte, der es sah, sprach: Viel geschwinder kämet Ihr fort, wenn ihr die Last dem armen Thier abnähmet. Der Vater mit dem Sohn nimmt auf sich das Gepäck, Und das entladne Thier will gar nicht mehr vom Fleck. Da sprach der fünfte, der es sah, der war ein Gauch: Tragt ihr des Esels Last, tragt doch den Esel auch! Den Esel packten Sohn und Vater hier und da, Und trugen ihn ins Dorf, es war zum Glücke nah. Da ſetzt der Vater ſich, dem Eſel duͤnkt es ſchwer, Anſtatt des Sohnes auf, der Sohn laͤuft nebenher. Ein andrer, der es ſah, ſprach: Welcher Thorenritt! Der Vater reitet fort und nimmt den Sohn nicht mit. Der Vater nimmt geſchwind den Sohn zu ſich hinauf, Und mit der Doppellaſt der Eſel ſtockt im Lauf. Der dritte, der es ſah, ſprach: Welche Barbarei! Das Thier erliegt, wenn ihr nicht abſteigt alle zwei. Der Vater ſteigt zugleich mit ſeinem Sohn hernieder; Der traͤge Eſel ruͤhrt nicht flinker drum die Glieder. Der vierte, der es ſah, ſprach: Viel geſchwinder kaͤmet Ihr fort, wenn ihr die Laſt dem armen Thier abnaͤhmet. Der Vater mit dem Sohn nimmt auf ſich das Gepaͤck, Und das entladne Thier will gar nicht mehr vom Fleck. Da ſprach der fuͤnfte, der es ſah, der war ein Gauch: Tragt ihr des Eſels Laſt, tragt doch den Eſel auch! Den Eſel packten Sohn und Vater hier und da, Und trugen ihn ins Dorf, es war zum Gluͤcke nah. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0210" n="200"/> <lg n="4"> <l>Da ſetzt der Vater ſich, dem Eſel duͤnkt es ſchwer,</l><lb/> <l>Anſtatt des Sohnes auf, der Sohn laͤuft nebenher.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ein andrer, der es ſah, ſprach: Welcher Thorenritt!</l><lb/> <l>Der Vater reitet fort und nimmt den Sohn nicht mit.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Der Vater nimmt geſchwind den Sohn zu ſich hinauf,</l><lb/> <l>Und mit der Doppellaſt der Eſel ſtockt im Lauf.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Der dritte, der es ſah, ſprach: Welche Barbarei!</l><lb/> <l>Das Thier erliegt, wenn ihr nicht abſteigt alle zwei.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Der Vater ſteigt zugleich mit ſeinem Sohn hernieder;</l><lb/> <l>Der traͤge Eſel ruͤhrt nicht flinker drum die Glieder.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Der vierte, der es ſah, ſprach: Viel geſchwinder kaͤmet</l><lb/> <l>Ihr fort, wenn ihr die Laſt dem armen Thier abnaͤhmet.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Der Vater mit dem Sohn nimmt auf ſich das Gepaͤck,</l><lb/> <l>Und das entladne Thier will gar nicht mehr vom Fleck.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Da ſprach der fuͤnfte, der es ſah, der war ein Gauch:</l><lb/> <l>Tragt ihr des Eſels Laſt, tragt doch den Eſel auch!</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Den Eſel packten Sohn und Vater hier und da,</l><lb/> <l>Und trugen ihn ins Dorf, es war zum Gluͤcke nah.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [200/0210]
Da ſetzt der Vater ſich, dem Eſel duͤnkt es ſchwer,
Anſtatt des Sohnes auf, der Sohn laͤuft nebenher.
Ein andrer, der es ſah, ſprach: Welcher Thorenritt!
Der Vater reitet fort und nimmt den Sohn nicht mit.
Der Vater nimmt geſchwind den Sohn zu ſich hinauf,
Und mit der Doppellaſt der Eſel ſtockt im Lauf.
Der dritte, der es ſah, ſprach: Welche Barbarei!
Das Thier erliegt, wenn ihr nicht abſteigt alle zwei.
Der Vater ſteigt zugleich mit ſeinem Sohn hernieder;
Der traͤge Eſel ruͤhrt nicht flinker drum die Glieder.
Der vierte, der es ſah, ſprach: Viel geſchwinder kaͤmet
Ihr fort, wenn ihr die Laſt dem armen Thier abnaͤhmet.
Der Vater mit dem Sohn nimmt auf ſich das Gepaͤck,
Und das entladne Thier will gar nicht mehr vom Fleck.
Da ſprach der fuͤnfte, der es ſah, der war ein Gauch:
Tragt ihr des Eſels Laſt, tragt doch den Eſel auch!
Den Eſel packten Sohn und Vater hier und da,
Und trugen ihn ins Dorf, es war zum Gluͤcke nah.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/210>, abgerufen am 25.07.2024. |