Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.100. Wol gibt es zwischen Recht und Unrecht scharfe Gränzen, Doch deinen Scharfsinn laß nicht in der Schärfe glänzen. Gewis bestimmter als dis zweifelhaft Gebiet Ist zwischen Acker hier und dort der Unterschied. Doch hält der Ackersmann von hier und der von dort Ein wenig seinen Pflug zurück vom äußern Ort; Daß lieber ungebaut ein Streifchen zwischenliege, Als daß sich Pflug und Pflug begegnen dort zum Kriege. So halt den Fuß zurück von der Versuchung Rand, Und setz' im Zweifelsfall in Ruhstand deine Hand. 9*
100. Wol gibt es zwiſchen Recht und Unrecht ſcharfe Graͤnzen, Doch deinen Scharfſinn laß nicht in der Schaͤrfe glaͤnzen. Gewis beſtimmter als dis zweifelhaft Gebiet Iſt zwiſchen Acker hier und dort der Unterſchied. Doch haͤlt der Ackersmann von hier und der von dort Ein wenig ſeinen Pflug zuruͤck vom aͤußern Ort; Daß lieber ungebaut ein Streifchen zwiſchenliege, Als daß ſich Pflug und Pflug begegnen dort zum Kriege. So halt den Fuß zuruͤck von der Verſuchung Rand, Und ſetz' im Zweifelsfall in Ruhſtand deine Hand. 9*
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100.
Wol gibt es zwiſchen Recht und Unrecht ſcharfe Graͤnzen,
Doch deinen Scharfſinn laß nicht in der Schaͤrfe glaͤnzen.
Gewis beſtimmter als dis zweifelhaft Gebiet
Iſt zwiſchen Acker hier und dort der Unterſchied.
Doch haͤlt der Ackersmann von hier und der von dort
Ein wenig ſeinen Pflug zuruͤck vom aͤußern Ort;
Daß lieber ungebaut ein Streifchen zwiſchenliege,
Als daß ſich Pflug und Pflug begegnen dort zum Kriege.
So halt den Fuß zuruͤck von der Verſuchung Rand,
Und ſetz' im Zweifelsfall in Ruhſtand deine Hand.
9*
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/205>, abgerufen am 05.07.2024. |