Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.67. Wenn du für dein Verdienst erwartest reichen Lohn; Such dich um Stadt und Land verdient zu machen, Sohn! Denn Wohlthat einzelnen, wie schön sie sei, erwiesen, Bescheiden bleibt sie still von einzelnen gepriesen. Nur voll Beseligung ein göttlich Hochgefühl Ist, ringsum danken sehn ein lautes Volksgefühl, Ins Antlitz keinem schaun der Kinder, Mütter, Väter, Ohn' in der Brust sich selbst zu fühlen ihr Wohlthäter. Dagegen kommt nicht auf, wie groß es sei und echt, Sonst ein Verdienst um Welt und menschliches Geschlecht, Das geistig-fein und zart, von unsichtbarer Art, Entbehret auf dem Markt lebend'ger Gegenwart. 67. Wenn du fuͤr dein Verdienſt erwarteſt reichen Lohn; Such dich um Stadt und Land verdient zu machen, Sohn! Denn Wohlthat einzelnen, wie ſchoͤn ſie ſei, erwieſen, Beſcheiden bleibt ſie ſtill von einzelnen geprieſen. Nur voll Beſeligung ein goͤttlich Hochgefuͤhl Iſt, ringsum danken ſehn ein lautes Volksgefuͤhl, Ins Antlitz keinem ſchaun der Kinder, Muͤtter, Vaͤter, Ohn' in der Bruſt ſich ſelbſt zu fuͤhlen ihr Wohlthaͤter. Dagegen kommt nicht auf, wie groß es ſei und echt, Sonſt ein Verdienſt um Welt und menſchliches Geſchlecht, Das geiſtig-fein und zart, von unſichtbarer Art, Entbehret auf dem Markt lebend'ger Gegenwart. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0171" n="161"/> <div n="2"> <head>67.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn du fuͤr dein Verdienſt erwarteſt reichen Lohn;</l><lb/> <l>Such dich um Stadt und Land verdient zu machen, Sohn!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Denn Wohlthat einzelnen, wie ſchoͤn ſie ſei, erwieſen,</l><lb/> <l>Beſcheiden bleibt ſie ſtill von einzelnen geprieſen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Nur voll Beſeligung ein goͤttlich Hochgefuͤhl</l><lb/> <l>Iſt, ringsum danken ſehn ein lautes Volksgefuͤhl,</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ins Antlitz keinem ſchaun der Kinder, Muͤtter, Vaͤter,</l><lb/> <l>Ohn' in der Bruſt ſich ſelbſt zu fuͤhlen ihr Wohlthaͤter.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Dagegen kommt nicht auf, wie groß es ſei und echt,</l><lb/> <l>Sonſt ein Verdienſt um Welt und menſchliches Geſchlecht,</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Das geiſtig-fein und zart, von unſichtbarer Art,</l><lb/> <l>Entbehret auf dem Markt lebend'ger Gegenwart.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [161/0171]
67.
Wenn du fuͤr dein Verdienſt erwarteſt reichen Lohn;
Such dich um Stadt und Land verdient zu machen, Sohn!
Denn Wohlthat einzelnen, wie ſchoͤn ſie ſei, erwieſen,
Beſcheiden bleibt ſie ſtill von einzelnen geprieſen.
Nur voll Beſeligung ein goͤttlich Hochgefuͤhl
Iſt, ringsum danken ſehn ein lautes Volksgefuͤhl,
Ins Antlitz keinem ſchaun der Kinder, Muͤtter, Vaͤter,
Ohn' in der Bruſt ſich ſelbſt zu fuͤhlen ihr Wohlthaͤter.
Dagegen kommt nicht auf, wie groß es ſei und echt,
Sonſt ein Verdienſt um Welt und menſchliches Geſchlecht,
Das geiſtig-fein und zart, von unſichtbarer Art,
Entbehret auf dem Markt lebend'ger Gegenwart.
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