Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.5. Wie augentröstlich auch und lieblich lenzverjünglich Das Grün der Fluren sei, es ist doch nicht ursprünglich. Das Grün ist, wie bekannt, gemischt aus Gelb und Blau; Nun welches Blau und Gelb mischt so das Grün der Au? Der Sonne goldner Schein, das Blau im Aetherraum; Aus beiden ist gewebt des Frühlings grüner Traum. Das Grün unzweifelhaft stammt nicht aus grünem Saft, Denn nur durch Luft und Licht erlangt es solche Kraft. Drum ist von Frühlingsgrün dein Auge so erquickt, Weils drin vereint die zwei unsichtbaren erblickt. Heil ihm, wenn dankbar es den Erdentraum genießt, Bis er in Sonnengold und Aetherblau zerfließt. 5. Wie augentroͤſtlich auch und lieblich lenzverjuͤnglich Das Gruͤn der Fluren ſei, es iſt doch nicht urſpruͤnglich. Das Gruͤn iſt, wie bekannt, gemiſcht aus Gelb und Blau; Nun welches Blau und Gelb miſcht ſo das Gruͤn der Au? Der Sonne goldner Schein, das Blau im Aetherraum; Aus beiden iſt gewebt des Fruͤhlings gruͤner Traum. Das Gruͤn unzweifelhaft ſtammt nicht aus gruͤnem Saft, Denn nur durch Luft und Licht erlangt es ſolche Kraft. Drum iſt von Fruͤhlingsgruͤn dein Auge ſo erquickt, Weils drin vereint die zwei unſichtbaren erblickt. Heil ihm, wenn dankbar es den Erdentraum genießt, Bis er in Sonnengold und Aetherblau zerfließt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0016" n="6"/> <div n="2"> <head>5.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie augentroͤſtlich auch und lieblich lenzverjuͤnglich</l><lb/> <l>Das Gruͤn der Fluren ſei, es iſt doch nicht urſpruͤnglich.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das Gruͤn iſt, wie bekannt, gemiſcht aus Gelb und Blau;</l><lb/> <l>Nun welches Blau und Gelb miſcht ſo das Gruͤn der Au?</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der Sonne goldner Schein, das Blau im Aetherraum;</l><lb/> <l>Aus beiden iſt gewebt des Fruͤhlings gruͤner Traum.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Das Gruͤn unzweifelhaft ſtammt nicht aus gruͤnem Saft,</l><lb/> <l>Denn nur durch Luft und Licht erlangt es ſolche Kraft.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Drum iſt von Fruͤhlingsgruͤn dein Auge ſo erquickt,</l><lb/> <l>Weils drin vereint die zwei unſichtbaren erblickt.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Heil ihm, wenn dankbar es den Erdentraum genießt,</l><lb/> <l>Bis er in Sonnengold und Aetherblau zerfließt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [6/0016]
5.
Wie augentroͤſtlich auch und lieblich lenzverjuͤnglich
Das Gruͤn der Fluren ſei, es iſt doch nicht urſpruͤnglich.
Das Gruͤn iſt, wie bekannt, gemiſcht aus Gelb und Blau;
Nun welches Blau und Gelb miſcht ſo das Gruͤn der Au?
Der Sonne goldner Schein, das Blau im Aetherraum;
Aus beiden iſt gewebt des Fruͤhlings gruͤner Traum.
Das Gruͤn unzweifelhaft ſtammt nicht aus gruͤnem Saft,
Denn nur durch Luft und Licht erlangt es ſolche Kraft.
Drum iſt von Fruͤhlingsgruͤn dein Auge ſo erquickt,
Weils drin vereint die zwei unſichtbaren erblickt.
Heil ihm, wenn dankbar es den Erdentraum genießt,
Bis er in Sonnengold und Aetherblau zerfließt.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/16>, abgerufen am 16.02.2025. |