Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.127. Ist da die Welt für mich? bin ich da für die Welt? Für Beute hielt ich sie, die mich für Beute hält. Als ich zu meinem Raub zu machen sie gedachte, Erkannt' ich, daß sie mich zu ihrem Raube machte. Rückgeben kann ich nicht, was ich von ihr genommen, Und nicht rückfordern, was sie hat von mir bekommen. Ihr vorenthalt' ich nichts, die nichts mir vorenthält; Die Welt ist da für mich, ich bin da für die Welt. 128. Die Jugend war mir trüb umwölkt durch meine Schuld, Und daß mein Alter nun hell ward, ist Gottes Huld. Wie dürft' ich gegen dich mit meinen Gaben prahlen? Nie kann ich meine Schuld, nie deine Huld bezahlen. 127. Iſt da die Welt fuͤr mich? bin ich da fuͤr die Welt? Fuͤr Beute hielt ich ſie, die mich fuͤr Beute haͤlt. Als ich zu meinem Raub zu machen ſie gedachte, Erkannt' ich, daß ſie mich zu ihrem Raube machte. Ruͤckgeben kann ich nicht, was ich von ihr genommen, Und nicht ruͤckfordern, was ſie hat von mir bekommen. Ihr vorenthalt' ich nichts, die nichts mir vorenthaͤlt; Die Welt iſt da fuͤr mich, ich bin da fuͤr die Welt. 128. Die Jugend war mir truͤb umwoͤlkt durch meine Schuld, Und daß mein Alter nun hell ward, iſt Gottes Huld. Wie duͤrft' ich gegen dich mit meinen Gaben prahlen? Nie kann ich meine Schuld, nie deine Huld bezahlen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0092" n="82"/> <div n="2"> <head>127.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Iſt da die Welt fuͤr mich? bin ich da fuͤr die Welt?</l><lb/> <l>Fuͤr Beute hielt ich ſie, die mich fuͤr Beute haͤlt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Als ich zu meinem Raub zu machen ſie gedachte,</l><lb/> <l>Erkannt' ich, daß ſie mich zu ihrem Raube machte.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ruͤckgeben kann ich nicht, was ich von ihr genommen,</l><lb/> <l>Und nicht ruͤckfordern, was ſie hat von mir bekommen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ihr vorenthalt' ich nichts, die nichts mir vorenthaͤlt;</l><lb/> <l>Die Welt iſt da fuͤr mich, ich bin da fuͤr die Welt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>128.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Jugend war mir truͤb umwoͤlkt durch meine Schuld,</l><lb/> <l>Und daß mein Alter nun hell ward, iſt Gottes Huld.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wie duͤrft' ich gegen dich mit meinen Gaben prahlen?</l><lb/> <l>Nie kann ich meine Schuld, nie deine Huld bezahlen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [82/0092]
127.
Iſt da die Welt fuͤr mich? bin ich da fuͤr die Welt?
Fuͤr Beute hielt ich ſie, die mich fuͤr Beute haͤlt.
Als ich zu meinem Raub zu machen ſie gedachte,
Erkannt' ich, daß ſie mich zu ihrem Raube machte.
Ruͤckgeben kann ich nicht, was ich von ihr genommen,
Und nicht ruͤckfordern, was ſie hat von mir bekommen.
Ihr vorenthalt' ich nichts, die nichts mir vorenthaͤlt;
Die Welt iſt da fuͤr mich, ich bin da fuͤr die Welt.
128.
Die Jugend war mir truͤb umwoͤlkt durch meine Schuld,
Und daß mein Alter nun hell ward, iſt Gottes Huld.
Wie duͤrft' ich gegen dich mit meinen Gaben prahlen?
Nie kann ich meine Schuld, nie deine Huld bezahlen.
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