Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
125.
Wer gar nicht scherzen kann, der ist ein armer Mann,
Und nur noch ärmer ist, wer nichts wan scherzen kann.
Schwach ist ein Ernst, der stets vorm Scherz ist auf der Hut,
Und schwächer noch ein Scherz, der nicht auf Ernste ruht.

126.
Die Eitelkeit der Welt erkennen, ist nicht schwer,
Denn die Erkenntnis drängt von allen Seiten her.
Doch nur die bessere Erkenntnis macht dich frei:
Daß in der eitlen Welt dein Seyn nicht eitel sei.
Die Eitelkeit der Welt mußt du an dir erfahren,
Um deine höhere Bestimmung zu gewahren.
Nie, wie du gnügsam seist, thut dir die Welt genug,
Bis von ihr nahm dein Geist zum Himmel seinen Flug.
Dann wirst du gern der Welt die Eitelkeit vergeben,
Die dir ein Strebepunkt geworden zum Erheben.

125.
Wer gar nicht ſcherzen kann, der iſt ein armer Mann,
Und nur noch aͤrmer iſt, wer nichts wan ſcherzen kann.
Schwach iſt ein Ernſt, der ſtets vorm Scherz iſt auf der Hut,
Und ſchwaͤcher noch ein Scherz, der nicht auf Ernſte ruht.

126.
Die Eitelkeit der Welt erkennen, iſt nicht ſchwer,
Denn die Erkenntnis draͤngt von allen Seiten her.
Doch nur die beſſere Erkenntnis macht dich frei:
Daß in der eitlen Welt dein Seyn nicht eitel ſei.
Die Eitelkeit der Welt mußt du an dir erfahren,
Um deine hoͤhere Beſtimmung zu gewahren.
Nie, wie du gnuͤgſam ſeiſt, thut dir die Welt genug,
Bis von ihr nahm dein Geiſt zum Himmel ſeinen Flug.
Dann wirſt du gern der Welt die Eitelkeit vergeben,
Die dir ein Strebepunkt geworden zum Erheben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0091" n="81"/>
        <div n="2">
          <head>125.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Wer gar nicht &#x017F;cherzen kann, der i&#x017F;t ein armer Mann,</l><lb/>
              <l>Und nur noch a&#x0364;rmer i&#x017F;t, wer nichts wan &#x017F;cherzen kann.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Schwach i&#x017F;t ein Ern&#x017F;t, der &#x017F;tets vorm Scherz i&#x017F;t auf der Hut,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;chwa&#x0364;cher noch ein Scherz, der nicht auf Ern&#x017F;te ruht.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>126.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Die Eitelkeit der Welt erkennen, i&#x017F;t nicht &#x017F;chwer,</l><lb/>
              <l>Denn die Erkenntnis dra&#x0364;ngt von allen Seiten her.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Doch nur die be&#x017F;&#x017F;ere Erkenntnis macht dich frei:</l><lb/>
              <l>Daß in der eitlen Welt dein Seyn nicht eitel &#x017F;ei.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Die Eitelkeit der Welt mußt du an dir erfahren,</l><lb/>
              <l>Um deine ho&#x0364;here Be&#x017F;timmung zu gewahren.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Nie, wie du gnu&#x0364;g&#x017F;am &#x017F;ei&#x017F;t, thut dir die Welt genug,</l><lb/>
              <l>Bis von ihr nahm dein Gei&#x017F;t zum Himmel &#x017F;einen Flug.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Dann wir&#x017F;t du gern der Welt die Eitelkeit vergeben,</l><lb/>
              <l>Die dir ein Strebepunkt geworden zum Erheben.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0091] 125. Wer gar nicht ſcherzen kann, der iſt ein armer Mann, Und nur noch aͤrmer iſt, wer nichts wan ſcherzen kann. Schwach iſt ein Ernſt, der ſtets vorm Scherz iſt auf der Hut, Und ſchwaͤcher noch ein Scherz, der nicht auf Ernſte ruht. 126. Die Eitelkeit der Welt erkennen, iſt nicht ſchwer, Denn die Erkenntnis draͤngt von allen Seiten her. Doch nur die beſſere Erkenntnis macht dich frei: Daß in der eitlen Welt dein Seyn nicht eitel ſei. Die Eitelkeit der Welt mußt du an dir erfahren, Um deine hoͤhere Beſtimmung zu gewahren. Nie, wie du gnuͤgſam ſeiſt, thut dir die Welt genug, Bis von ihr nahm dein Geiſt zum Himmel ſeinen Flug. Dann wirſt du gern der Welt die Eitelkeit vergeben, Die dir ein Strebepunkt geworden zum Erheben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/91
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/91>, abgerufen am 28.11.2024.