Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Denn jeder hat, so groß ist Eigennutzes Macht, Als alles er vergaß, an seinen Sack gedacht; Und keiner hat seitdem in seines Lebens Plack Vergessen den vom Thurm mit heim gebrachten Sack. 121. Wie wenig wissen doch die Menschen sich zu sagen Des sagenswerthen, die sich in Gesellschaft plagen. Alsob erträglicher dadurch die Langeweile Dem einen sei, daß er sie mit den andern theile. Wo Ungelehrte unerträglich thun gelehrt, Da thun Gelehrte nun gar kläglich ungelehrt. Nur selten im Gespräch entwischt ein guter Spruch, Weil jeder, was er weiß, spart lieber für ein Buch. Denn jeder hat, ſo groß iſt Eigennutzes Macht, Als alles er vergaß, an ſeinen Sack gedacht; Und keiner hat ſeitdem in ſeines Lebens Plack Vergeſſen den vom Thurm mit heim gebrachten Sack. 121. Wie wenig wiſſen doch die Menſchen ſich zu ſagen Des ſagenswerthen, die ſich in Geſellſchaft plagen. Alsob ertraͤglicher dadurch die Langeweile Dem einen ſei, daß er ſie mit den andern theile. Wo Ungelehrte unertraͤglich thun gelehrt, Da thun Gelehrte nun gar klaͤglich ungelehrt. Nur ſelten im Geſpraͤch entwiſcht ein guter Spruch, Weil jeder, was er weiß, ſpart lieber fuͤr ein Buch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0088" n="78"/> </l> <lg n="6"> <l>Denn jeder hat, ſo groß iſt Eigennutzes Macht,</l><lb/> <l>Als alles er vergaß, an ſeinen Sack gedacht;</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Und keiner hat ſeitdem in ſeines Lebens Plack</l><lb/> <l>Vergeſſen den vom Thurm mit heim gebrachten Sack.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>121.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie wenig wiſſen doch die Menſchen ſich zu ſagen</l><lb/> <l>Des ſagenswerthen, die ſich in Geſellſchaft plagen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Alsob ertraͤglicher dadurch die Langeweile</l><lb/> <l>Dem einen ſei, daß er ſie mit den andern theile.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wo Ungelehrte unertraͤglich thun gelehrt,</l><lb/> <l>Da thun Gelehrte nun gar klaͤglich ungelehrt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Nur ſelten im Geſpraͤch entwiſcht ein guter Spruch,</l><lb/> <l>Weil jeder, was er weiß, ſpart lieber fuͤr ein Buch.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [78/0088]
Denn jeder hat, ſo groß iſt Eigennutzes Macht,
Als alles er vergaß, an ſeinen Sack gedacht;
Und keiner hat ſeitdem in ſeines Lebens Plack
Vergeſſen den vom Thurm mit heim gebrachten Sack.
121.
Wie wenig wiſſen doch die Menſchen ſich zu ſagen
Des ſagenswerthen, die ſich in Geſellſchaft plagen.
Alsob ertraͤglicher dadurch die Langeweile
Dem einen ſei, daß er ſie mit den andern theile.
Wo Ungelehrte unertraͤglich thun gelehrt,
Da thun Gelehrte nun gar klaͤglich ungelehrt.
Nur ſelten im Geſpraͤch entwiſcht ein guter Spruch,
Weil jeder, was er weiß, ſpart lieber fuͤr ein Buch.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/88>, abgerufen am 23.02.2025. |