Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.118. Zunft und Vernunft, mein Sohn, sind leider zweierlei, Doch unsre Aufgab' ist, zu einigen die Zwei. Mein Sohn, in keiner Zunft ist die Vernunft zwar zünftig, Doch seyn soll die Vernunft in jeder Zunft vernünftig. 119. Abhängig von der Welt mußt du dich nicht betrachten, Doch auch nicht gegen deins das Recht der Welt verachten. Nicht du lebst und die Welt ist todt, nicht lebt die Welt Und du bist todt; ihr seid zwei Leben gleichgestellt. Magst du dich nun als Mann, sie sich als Weib verhalten; Mag weiblich dein Gemüth, der Weltgeist männlich walten: Es sei nun, daß in dir die Welt sich eingebar,
Es sei, daß du in ihr dich selber stellest dar; 118. Zunft und Vernunft, mein Sohn, ſind leider zweierlei, Doch unſre Aufgab' iſt, zu einigen die Zwei. Mein Sohn, in keiner Zunft iſt die Vernunft zwar zuͤnftig, Doch ſeyn ſoll die Vernunft in jeder Zunft vernuͤnftig. 119. Abhaͤngig von der Welt mußt du dich nicht betrachten, Doch auch nicht gegen deins das Recht der Welt verachten. Nicht du lebſt und die Welt iſt todt, nicht lebt die Welt Und du biſt todt; ihr ſeid zwei Leben gleichgeſtellt. Magſt du dich nun als Mann, ſie ſich als Weib verhalten; Mag weiblich dein Gemuͤth, der Weltgeiſt maͤnnlich walten: Es ſei nun, daß in dir die Welt ſich eingebar,
Es ſei, daß du in ihr dich ſelber ſtelleſt dar; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0086" n="76"/> <div n="2"> <head>118.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Zunft und Vernunft, mein Sohn, ſind leider zweierlei,</l><lb/> <l>Doch unſre Aufgab' iſt, zu einigen die Zwei.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Mein Sohn, in keiner Zunft iſt die Vernunft zwar zuͤnftig,</l><lb/> <l>Doch ſeyn ſoll die Vernunft in jeder Zunft vernuͤnftig.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>119.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Abhaͤngig von der Welt mußt du dich nicht betrachten,</l><lb/> <l>Doch auch nicht gegen deins das Recht der Welt verachten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nicht du lebſt und die Welt iſt todt, nicht lebt die Welt</l><lb/> <l>Und du biſt todt; ihr ſeid zwei Leben gleichgeſtellt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Magſt du dich nun als Mann, ſie ſich als Weib verhalten;</l><lb/> <l>Mag weiblich dein Gemuͤth, der Weltgeiſt maͤnnlich walten:</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Es ſei nun, daß in dir die Welt ſich eingebar,</l><lb/> <l>Es ſei, daß du in ihr dich ſelber ſtelleſt dar;</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0086]
118.
Zunft und Vernunft, mein Sohn, ſind leider zweierlei,
Doch unſre Aufgab' iſt, zu einigen die Zwei.
Mein Sohn, in keiner Zunft iſt die Vernunft zwar zuͤnftig,
Doch ſeyn ſoll die Vernunft in jeder Zunft vernuͤnftig.
119.
Abhaͤngig von der Welt mußt du dich nicht betrachten,
Doch auch nicht gegen deins das Recht der Welt verachten.
Nicht du lebſt und die Welt iſt todt, nicht lebt die Welt
Und du biſt todt; ihr ſeid zwei Leben gleichgeſtellt.
Magſt du dich nun als Mann, ſie ſich als Weib verhalten;
Mag weiblich dein Gemuͤth, der Weltgeiſt maͤnnlich walten:
Es ſei nun, daß in dir die Welt ſich eingebar,
Es ſei, daß du in ihr dich ſelber ſtelleſt dar;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/86 |
Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/86>, abgerufen am 16.02.2025. |