Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Alswie aus einem Traum erwachtest du, geboren, Und fandest eine Welt, wie eine du verloren. Du sahest sie vor dir sich wechselnd umgestalten, Und lerntest deine Kraft im Kampf mit ihr entfalten. Sovieles kam und gieng; laß alles gehn und schwinden! Du wirst dich anders stets, und stets denselben finden. 106. Ich finde dich, wo ich, o Höchster, hin mich wende; Am Anfang find' ich dich, und finde dich am Ende. Dem Anfang geh' ich nach, in dir verliert er sich; Dem Abschluß späh' ich nach, aus dir gebiert er sich. Du bist der Anfang, der sich aus sich selbst vollendet, Das Ende, das zurück sich in den Anfang wendet. Und in der Mitte bist du selber das was ist; Und ich bin ich, weil du in mir die Mitte bist. Alswie aus einem Traum erwachteſt du, geboren, Und fandeſt eine Welt, wie eine du verloren. Du ſaheſt ſie vor dir ſich wechſelnd umgeſtalten, Und lernteſt deine Kraft im Kampf mit ihr entfalten. Sovieles kam und gieng; laß alles gehn und ſchwinden! Du wirſt dich anders ſtets, und ſtets denſelben finden. 106. Ich finde dich, wo ich, o Hoͤchſter, hin mich wende; Am Anfang find' ich dich, und finde dich am Ende. Dem Anfang geh' ich nach, in dir verliert er ſich; Dem Abſchluß ſpaͤh' ich nach, aus dir gebiert er ſich. Du biſt der Anfang, der ſich aus ſich ſelbſt vollendet, Das Ende, das zuruͤck ſich in den Anfang wendet. Und in der Mitte biſt du ſelber das was iſt; Und ich bin ich, weil du in mir die Mitte biſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0078" n="68"/> </l> <lg n="4"> <l>Alswie aus einem Traum erwachteſt du, geboren,</l><lb/> <l>Und fandeſt eine Welt, wie eine du verloren.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Du ſaheſt ſie vor dir ſich wechſelnd umgeſtalten,</l><lb/> <l>Und lernteſt deine Kraft im Kampf mit ihr entfalten.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Sovieles kam und gieng; laß alles gehn und ſchwinden!</l><lb/> <l>Du wirſt dich anders ſtets, und ſtets denſelben finden.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>106.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich finde dich, wo ich, o Hoͤchſter, hin mich wende;</l><lb/> <l>Am Anfang find' ich dich, und finde dich am Ende.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dem Anfang geh' ich nach, in dir verliert er ſich;</l><lb/> <l>Dem Abſchluß ſpaͤh' ich nach, aus dir gebiert er ſich.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Du biſt der Anfang, der ſich aus ſich ſelbſt vollendet,</l><lb/> <l>Das Ende, das zuruͤck ſich in den Anfang wendet.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und in der Mitte biſt du ſelber das was iſt;</l><lb/> <l>Und ich bin ich, weil du in mir die Mitte biſt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [68/0078]
Alswie aus einem Traum erwachteſt du, geboren,
Und fandeſt eine Welt, wie eine du verloren.
Du ſaheſt ſie vor dir ſich wechſelnd umgeſtalten,
Und lernteſt deine Kraft im Kampf mit ihr entfalten.
Sovieles kam und gieng; laß alles gehn und ſchwinden!
Du wirſt dich anders ſtets, und ſtets denſelben finden.
106.
Ich finde dich, wo ich, o Hoͤchſter, hin mich wende;
Am Anfang find' ich dich, und finde dich am Ende.
Dem Anfang geh' ich nach, in dir verliert er ſich;
Dem Abſchluß ſpaͤh' ich nach, aus dir gebiert er ſich.
Du biſt der Anfang, der ſich aus ſich ſelbſt vollendet,
Das Ende, das zuruͤck ſich in den Anfang wendet.
Und in der Mitte biſt du ſelber das was iſt;
Und ich bin ich, weil du in mir die Mitte biſt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |