Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
97.
Das Uebel ist bestrebt sich selbst zu überwinden,
Denn nur das Uebel lehrt den Menschen Künst' erfinden;
Das aber ist der Zweck von Kunst und Wissenschaft,
Dem Uebel in der Welt zu brechen Spitz' und Kraft;
Aus der Nothwendigkeit und des Naturzwangs Ketten
Den Menschen ins Gebiet der Freiheit hinzuretten.
Durch Kunst und Wissenschaft ist er soweit entronnen,
Hat durch sie der Natur soviel schon abgewonnen;
Durch Uebung mehr und mehr wird er derselben Meister,
Bis endlich wird sein Geist beherrschen ihre Geister.

98.
Das zu entwickeln, was Gott in den Keim gelegt,
Ist des Erziehers Amt; wohl, wenn ers recht erwägt!
Du kanst mit deinem Geist auf einen Geist einfließen,
Um, wie den Pflanzenkeim die Sonn', ihn aufzuschließen.
97.
Das Uebel iſt beſtrebt ſich ſelbſt zu uͤberwinden,
Denn nur das Uebel lehrt den Menſchen Kuͤnſt' erfinden;
Das aber iſt der Zweck von Kunſt und Wiſſenſchaft,
Dem Uebel in der Welt zu brechen Spitz' und Kraft;
Aus der Nothwendigkeit und des Naturzwangs Ketten
Den Menſchen ins Gebiet der Freiheit hinzuretten.
Durch Kunſt und Wiſſenſchaft iſt er ſoweit entronnen,
Hat durch ſie der Natur ſoviel ſchon abgewonnen;
Durch Uebung mehr und mehr wird er derſelben Meiſter,
Bis endlich wird ſein Geiſt beherrſchen ihre Geiſter.

98.
Das zu entwickeln, was Gott in den Keim gelegt,
Iſt des Erziehers Amt; wohl, wenn ers recht erwaͤgt!
Du kanſt mit deinem Geiſt auf einen Geiſt einfließen,
Um, wie den Pflanzenkeim die Sonn', ihn aufzuſchließen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0073" n="63"/>
        <div n="2">
          <head>97.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Das Uebel i&#x017F;t be&#x017F;trebt &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zu u&#x0364;berwinden,</l><lb/>
              <l>Denn nur das Uebel lehrt den Men&#x017F;chen Ku&#x0364;n&#x017F;t' erfinden;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Das aber i&#x017F;t der Zweck von Kun&#x017F;t und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft,</l><lb/>
              <l>Dem Uebel in der Welt zu brechen Spitz' und Kraft;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Aus der Nothwendigkeit und des Naturzwangs Ketten</l><lb/>
              <l>Den Men&#x017F;chen ins Gebiet der Freiheit hinzuretten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Durch Kun&#x017F;t und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft i&#x017F;t er &#x017F;oweit entronnen,</l><lb/>
              <l>Hat durch &#x017F;ie der Natur &#x017F;oviel &#x017F;chon abgewonnen;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Durch Uebung mehr und mehr wird er der&#x017F;elben Mei&#x017F;ter,</l><lb/>
              <l>Bis endlich wird &#x017F;ein Gei&#x017F;t beherr&#x017F;chen ihre Gei&#x017F;ter.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>98.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Das zu entwickeln, was Gott in den Keim gelegt,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t des Erziehers Amt; wohl, wenn ers recht erwa&#x0364;gt!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Du kan&#x017F;t mit deinem Gei&#x017F;t auf einen Gei&#x017F;t einfließen,</l><lb/>
              <l>Um, wie den Pflanzenkeim die Sonn', ihn aufzu&#x017F;chließen.</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0073] 97. Das Uebel iſt beſtrebt ſich ſelbſt zu uͤberwinden, Denn nur das Uebel lehrt den Menſchen Kuͤnſt' erfinden; Das aber iſt der Zweck von Kunſt und Wiſſenſchaft, Dem Uebel in der Welt zu brechen Spitz' und Kraft; Aus der Nothwendigkeit und des Naturzwangs Ketten Den Menſchen ins Gebiet der Freiheit hinzuretten. Durch Kunſt und Wiſſenſchaft iſt er ſoweit entronnen, Hat durch ſie der Natur ſoviel ſchon abgewonnen; Durch Uebung mehr und mehr wird er derſelben Meiſter, Bis endlich wird ſein Geiſt beherrſchen ihre Geiſter. 98. Das zu entwickeln, was Gott in den Keim gelegt, Iſt des Erziehers Amt; wohl, wenn ers recht erwaͤgt! Du kanſt mit deinem Geiſt auf einen Geiſt einfließen, Um, wie den Pflanzenkeim die Sonn', ihn aufzuſchließen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/73
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/73>, abgerufen am 22.12.2024.