Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.70. Den Körper mit dem Stein, das Leben mit der Pflanze, Die Seele mit dem Thier theilst du, o Mensch, fürs Ganze. Vor Pflanze, Thier und Stein hast du voraus den Geist, Daß du ein Ganzes selbst, nicht nur fürs Ganze seist. 71. O glaube nicht, daß du nicht seiest mitgezählt; Die Weltzahl ist nicht voll, wenn deine Ziffer fehlt. Die große Rechnung zwar ist ohne dich gemacht, Allein du selber bist in Rechnung mit gebracht. Ja mitgerechnet ist auf dich in alle Weise; Dein kleiner Ring greift ein in jene größern Kreise. Zum Guten Schönen will vom Mangelhaften Bösen Die Welt erlöst seyn, und du sollst sie miterlösen. Vom Bösen mache dich, vom Mangelhaften frei; Zur Güt' und Schöne so der Welten trägst du bei. 70. Den Koͤrper mit dem Stein, das Leben mit der Pflanze, Die Seele mit dem Thier theilſt du, o Menſch, fuͤrs Ganze. Vor Pflanze, Thier und Stein haſt du voraus den Geiſt, Daß du ein Ganzes ſelbſt, nicht nur fuͤrs Ganze ſeiſt. 71. O glaube nicht, daß du nicht ſeieſt mitgezaͤhlt; Die Weltzahl iſt nicht voll, wenn deine Ziffer fehlt. Die große Rechnung zwar iſt ohne dich gemacht, Allein du ſelber biſt in Rechnung mit gebracht. Ja mitgerechnet iſt auf dich in alle Weiſe; Dein kleiner Ring greift ein in jene groͤßern Kreiſe. Zum Guten Schoͤnen will vom Mangelhaften Boͤſen Die Welt erloͤſt ſeyn, und du ſollſt ſie miterloͤſen. Vom Boͤſen mache dich, vom Mangelhaften frei; Zur Guͤt' und Schoͤne ſo der Welten traͤgſt du bei. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0055" n="45"/> <div n="2"> <head>70.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Den Koͤrper mit dem Stein, das Leben mit der Pflanze,</l><lb/> <l>Die Seele mit dem Thier theilſt du, o Menſch, fuͤrs Ganze.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Vor Pflanze, Thier und Stein haſt du voraus den Geiſt,</l><lb/> <l>Daß du ein Ganzes ſelbſt, nicht nur fuͤrs Ganze ſeiſt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>71.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>O glaube nicht, daß du nicht ſeieſt mitgezaͤhlt;</l><lb/> <l>Die Weltzahl iſt nicht voll, wenn deine Ziffer fehlt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die große Rechnung zwar iſt ohne dich gemacht,</l><lb/> <l>Allein du ſelber biſt in Rechnung mit gebracht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ja mitgerechnet iſt auf dich in alle Weiſe;</l><lb/> <l>Dein kleiner Ring greift ein in jene groͤßern Kreiſe.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Zum Guten Schoͤnen will vom Mangelhaften Boͤſen</l><lb/> <l>Die Welt erloͤſt ſeyn, und du ſollſt ſie miterloͤſen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Vom Boͤſen mache dich, vom Mangelhaften frei;</l><lb/> <l>Zur Guͤt' und Schoͤne ſo der Welten traͤgſt du bei.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [45/0055]
70.
Den Koͤrper mit dem Stein, das Leben mit der Pflanze,
Die Seele mit dem Thier theilſt du, o Menſch, fuͤrs Ganze.
Vor Pflanze, Thier und Stein haſt du voraus den Geiſt,
Daß du ein Ganzes ſelbſt, nicht nur fuͤrs Ganze ſeiſt.
71.
O glaube nicht, daß du nicht ſeieſt mitgezaͤhlt;
Die Weltzahl iſt nicht voll, wenn deine Ziffer fehlt.
Die große Rechnung zwar iſt ohne dich gemacht,
Allein du ſelber biſt in Rechnung mit gebracht.
Ja mitgerechnet iſt auf dich in alle Weiſe;
Dein kleiner Ring greift ein in jene groͤßern Kreiſe.
Zum Guten Schoͤnen will vom Mangelhaften Boͤſen
Die Welt erloͤſt ſeyn, und du ſollſt ſie miterloͤſen.
Vom Boͤſen mache dich, vom Mangelhaften frei;
Zur Guͤt' und Schoͤne ſo der Welten traͤgſt du bei.
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