Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.66. Kind, lerne was du kannst, und frage nicht, wozu Einst das Gelernte dient, für jetzo lerne du. Das ist der Vorzug den die Jugend hat im Lernen, Daß ihr das Was steht nah, und das Wozu im Fernen. Dem Alter nachundnach muß dieser Muth verrauchen, Zu lernen ohne Zweck, wozu es sei zu brauchen. 67. Wievieles Wasser fließt in einem Strom zusammen, Und Holz wievielerlei geht auf in gleichen Flammen! Wer zählt die Geister, die in einem Geist verschwammen? Das Riesenkindlein saugt sich groß an vielen Ammen. Aus welchem Welttheil die und jene Blumen stammen, In einem Garten stehn sie alle schön beisammen. 66. Kind, lerne was du kannſt, und frage nicht, wozu Einſt das Gelernte dient, fuͤr jetzo lerne du. Das iſt der Vorzug den die Jugend hat im Lernen, Daß ihr das Was ſteht nah, und das Wozu im Fernen. Dem Alter nachundnach muß dieſer Muth verrauchen, Zu lernen ohne Zweck, wozu es ſei zu brauchen. 67. Wievieles Waſſer fließt in einem Strom zuſammen, Und Holz wievielerlei geht auf in gleichen Flammen! Wer zaͤhlt die Geiſter, die in einem Geiſt verſchwammen? Das Rieſenkindlein ſaugt ſich groß an vielen Ammen. Aus welchem Welttheil die und jene Blumen ſtammen, In einem Garten ſtehn ſie alle ſchoͤn beiſammen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0052" n="42"/> <div n="2"> <head>66.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Kind, lerne was du kannſt, und frage nicht, wozu</l><lb/> <l>Einſt das Gelernte dient, fuͤr jetzo lerne du.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das iſt der Vorzug den die Jugend hat im Lernen,</l><lb/> <l>Daß ihr das Was ſteht nah, und das Wozu im Fernen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Dem Alter nachundnach muß dieſer Muth verrauchen,</l><lb/> <l>Zu lernen ohne Zweck, wozu es ſei zu brauchen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>67.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wievieles Waſſer fließt in einem Strom zuſammen,</l><lb/> <l>Und Holz wievielerlei geht auf in gleichen Flammen!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wer zaͤhlt die Geiſter, die in einem Geiſt verſchwammen?</l><lb/> <l>Das Rieſenkindlein ſaugt ſich groß an vielen Ammen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Aus welchem Welttheil die und jene Blumen ſtammen,</l><lb/> <l>In einem Garten ſtehn ſie alle ſchoͤn beiſammen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [42/0052]
66.
Kind, lerne was du kannſt, und frage nicht, wozu
Einſt das Gelernte dient, fuͤr jetzo lerne du.
Das iſt der Vorzug den die Jugend hat im Lernen,
Daß ihr das Was ſteht nah, und das Wozu im Fernen.
Dem Alter nachundnach muß dieſer Muth verrauchen,
Zu lernen ohne Zweck, wozu es ſei zu brauchen.
67.
Wievieles Waſſer fließt in einem Strom zuſammen,
Und Holz wievielerlei geht auf in gleichen Flammen!
Wer zaͤhlt die Geiſter, die in einem Geiſt verſchwammen?
Das Rieſenkindlein ſaugt ſich groß an vielen Ammen.
Aus welchem Welttheil die und jene Blumen ſtammen,
In einem Garten ſtehn ſie alle ſchoͤn beiſammen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/52 |
Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/52>, abgerufen am 16.02.2025. |