Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Ein König aber braucht nichts einem zu misgönnen, Weil er nicht selber braucht, was andre brauchen können. Dem König stehet an und ziemet Gunst vor allen, Und seine Ungunst mußt du lassen dir gefallen. Doch seine Misgunst ist ein Dämon schadenfroh, Der selber ihm misgönnt, zu werden gnadenfroh. 49. Die Untern bilden sich nach ihrer Obern Bilde, Zu Dumpfheit oder Sinn, zu Herbheit oder Milde. Die Weisen haben dis zur unbedingten Huldigung Der Fürsten nicht gesagt, noch zu des Volks Entschuldigung. Denn schlecht nicht müssen seyn, die schlechtes Muster haben, Doch doppelt sündigen, die böses Beispiel gaben. Ein Koͤnig aber braucht nichts einem zu misgoͤnnen, Weil er nicht ſelber braucht, was andre brauchen koͤnnen. Dem Koͤnig ſtehet an und ziemet Gunſt vor allen, Und ſeine Ungunſt mußt du laſſen dir gefallen. Doch ſeine Misgunſt iſt ein Daͤmon ſchadenfroh, Der ſelber ihm misgoͤnnt, zu werden gnadenfroh. 49. Die Untern bilden ſich nach ihrer Obern Bilde, Zu Dumpfheit oder Sinn, zu Herbheit oder Milde. Die Weiſen haben dis zur unbedingten Huldigung Der Fuͤrſten nicht geſagt, noch zu des Volks Entſchuldigung. Denn ſchlecht nicht muͤſſen ſeyn, die ſchlechtes Muſter haben, Doch doppelt ſuͤndigen, die boͤſes Beiſpiel gaben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0041" n="31"/> </l> <lg n="3"> <l>Ein Koͤnig aber braucht nichts einem zu misgoͤnnen,</l><lb/> <l>Weil er nicht ſelber braucht, was andre brauchen koͤnnen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Dem Koͤnig ſtehet an und ziemet Gunſt vor allen,</l><lb/> <l>Und ſeine Ungunſt mußt du laſſen dir gefallen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Doch ſeine Misgunſt iſt ein Daͤmon ſchadenfroh,</l><lb/> <l>Der ſelber ihm misgoͤnnt, zu werden gnadenfroh.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>49.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Untern bilden ſich nach ihrer Obern Bilde,</l><lb/> <l>Zu Dumpfheit oder Sinn, zu Herbheit oder Milde.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Weiſen haben dis zur unbedingten Huldigung</l><lb/> <l>Der Fuͤrſten nicht geſagt, noch zu des Volks Entſchuldigung.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Denn ſchlecht nicht muͤſſen ſeyn, die ſchlechtes Muſter haben,</l><lb/> <l>Doch doppelt ſuͤndigen, die boͤſes Beiſpiel gaben.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [31/0041]
Ein Koͤnig aber braucht nichts einem zu misgoͤnnen,
Weil er nicht ſelber braucht, was andre brauchen koͤnnen.
Dem Koͤnig ſtehet an und ziemet Gunſt vor allen,
Und ſeine Ungunſt mußt du laſſen dir gefallen.
Doch ſeine Misgunſt iſt ein Daͤmon ſchadenfroh,
Der ſelber ihm misgoͤnnt, zu werden gnadenfroh.
49.
Die Untern bilden ſich nach ihrer Obern Bilde,
Zu Dumpfheit oder Sinn, zu Herbheit oder Milde.
Die Weiſen haben dis zur unbedingten Huldigung
Der Fuͤrſten nicht geſagt, noch zu des Volks Entſchuldigung.
Denn ſchlecht nicht muͤſſen ſeyn, die ſchlechtes Muſter haben,
Doch doppelt ſuͤndigen, die boͤſes Beiſpiel gaben.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/41>, abgerufen am 25.07.2024. |