Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.49. Das Restchen Leben ist wie das Zigarrenendchen, Je näher schon am Mund, je duftiger das Brändchen. Du möchtest mit der Lipp' es erst recht scharf nun fassen, Allein es brennt am Mund, du mußt es fallen lassen. 50. Man reist, damit es uns zuhaus erst recht gefalle; Und wer durchs Leben reist, der ist im gleichen Falle. Nur daß der Reisende hier nicht die Heimath kennt, Und nur am Heimweh fühlt, er ist von ihr getrennt. Gereist zu seyn, wie wird dich's in der Heimat laben; Und einst wie lieblich wird es seyn gelebt zu haben. 49. Das Reſtchen Leben iſt wie das Zigarrenendchen, Je naͤher ſchon am Mund, je duftiger das Braͤndchen. Du moͤchteſt mit der Lipp' es erſt recht ſcharf nun faſſen, Allein es brennt am Mund, du mußt es fallen laſſen. 50. Man reiſt, damit es uns zuhaus erſt recht gefalle; Und wer durchs Leben reiſt, der iſt im gleichen Falle. Nur daß der Reiſende hier nicht die Heimath kennt, Und nur am Heimweh fuͤhlt, er iſt von ihr getrennt. Gereiſt zu ſeyn, wie wird dich's in der Heimat laben; Und einſt wie lieblich wird es ſeyn gelebt zu haben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0239" n="229"/> <div n="2"> <head>49.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das Reſtchen Leben iſt wie das Zigarrenendchen,</l><lb/> <l>Je naͤher ſchon am Mund, je duftiger das Braͤndchen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du moͤchteſt mit der Lipp' es erſt recht ſcharf nun faſſen,</l><lb/> <l>Allein es brennt am Mund, du mußt es fallen laſſen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>50.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Man reiſt, damit es uns zuhaus erſt recht gefalle;</l><lb/> <l>Und wer durchs Leben reiſt, der iſt im gleichen Falle.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nur daß der Reiſende hier nicht die Heimath kennt,</l><lb/> <l>Und nur am Heimweh fuͤhlt, er iſt von ihr getrennt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Gereiſt zu ſeyn, wie wird dich's in der Heimat laben;</l><lb/> <l>Und einſt wie lieblich wird es ſeyn gelebt zu haben.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [229/0239]
49.
Das Reſtchen Leben iſt wie das Zigarrenendchen,
Je naͤher ſchon am Mund, je duftiger das Braͤndchen.
Du moͤchteſt mit der Lipp' es erſt recht ſcharf nun faſſen,
Allein es brennt am Mund, du mußt es fallen laſſen.
50.
Man reiſt, damit es uns zuhaus erſt recht gefalle;
Und wer durchs Leben reiſt, der iſt im gleichen Falle.
Nur daß der Reiſende hier nicht die Heimath kennt,
Und nur am Heimweh fuͤhlt, er iſt von ihr getrennt.
Gereiſt zu ſeyn, wie wird dich's in der Heimat laben;
Und einſt wie lieblich wird es ſeyn gelebt zu haben.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/239 |
Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/239>, abgerufen am 05.07.2024. |