Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.31. Der Geist ist als gesund und krank auch zu betrachten Alswie der Leib; gesund ist über krank zu achten. Wer nur das Gute thut, damit er Böses meide, Ist krank, und werth daß er, um zu genesen, leide; Dem leiblich-kranken gleich, der bittre Arzeneien Mit Unlust nimmt, um sich vom Uebel zu befreien. Doch ein Gesunder ißt und trinkt, was ihm behagt, Und ist gesund nicht weil er etwas sich versagt. So der gesunde Geist thut was er will, und thut Deswegen Böses nicht; denn was er will ist gut. 32. Du sagst: Begier ist bös', es sei nun daß sie rühre Vom Bösen her, es sei daß sie zum Bösen führe. Ich aber sage dir: Begier begehret nur
Ihr Gutes, und verabscheut Böses von Natur. 31. Der Geiſt iſt als geſund und krank auch zu betrachten Alswie der Leib; geſund iſt uͤber krank zu achten. Wer nur das Gute thut, damit er Boͤſes meide, Iſt krank, und werth daß er, um zu geneſen, leide; Dem leiblich-kranken gleich, der bittre Arzeneien Mit Unluſt nimmt, um ſich vom Uebel zu befreien. Doch ein Geſunder ißt und trinkt, was ihm behagt, Und iſt geſund nicht weil er etwas ſich verſagt. So der geſunde Geiſt thut was er will, und thut Deswegen Boͤſes nicht; denn was er will iſt gut. 32. Du ſagſt: Begier iſt boͤſ', es ſei nun daß ſie ruͤhre Vom Boͤſen her, es ſei daß ſie zum Boͤſen fuͤhre. Ich aber ſage dir: Begier begehret nur
Ihr Gutes, und verabſcheut Boͤſes von Natur. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0225" n="215"/> <div n="2"> <head>31.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Geiſt iſt als geſund und krank auch zu betrachten</l><lb/> <l>Alswie der Leib; geſund iſt uͤber krank zu achten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wer nur das Gute thut, damit er Boͤſes meide,</l><lb/> <l>Iſt krank, und werth daß er, um zu geneſen, leide;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Dem leiblich-kranken gleich, der bittre Arzeneien</l><lb/> <l>Mit Unluſt nimmt, um ſich vom Uebel zu befreien.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch ein Geſunder ißt und trinkt, was ihm behagt,</l><lb/> <l>Und iſt geſund nicht weil er etwas ſich verſagt.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>So der geſunde Geiſt thut was er will, und thut</l><lb/> <l>Deswegen Boͤſes nicht; denn was er will iſt gut.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>32.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du ſagſt: Begier iſt boͤſ', es ſei nun daß ſie ruͤhre</l><lb/> <l>Vom Boͤſen her, es ſei daß ſie zum Boͤſen fuͤhre.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich aber ſage dir: Begier begehret nur</l><lb/> <l>Ihr Gutes, und verabſcheut Boͤſes von Natur.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [215/0225]
31.
Der Geiſt iſt als geſund und krank auch zu betrachten
Alswie der Leib; geſund iſt uͤber krank zu achten.
Wer nur das Gute thut, damit er Boͤſes meide,
Iſt krank, und werth daß er, um zu geneſen, leide;
Dem leiblich-kranken gleich, der bittre Arzeneien
Mit Unluſt nimmt, um ſich vom Uebel zu befreien.
Doch ein Geſunder ißt und trinkt, was ihm behagt,
Und iſt geſund nicht weil er etwas ſich verſagt.
So der geſunde Geiſt thut was er will, und thut
Deswegen Boͤſes nicht; denn was er will iſt gut.
32.
Du ſagſt: Begier iſt boͤſ', es ſei nun daß ſie ruͤhre
Vom Boͤſen her, es ſei daß ſie zum Boͤſen fuͤhre.
Ich aber ſage dir: Begier begehret nur
Ihr Gutes, und verabſcheut Boͤſes von Natur.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/225 |
Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/225>, abgerufen am 16.02.2025. |