Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Gedanken steigen aus vermorschter Büchergruft, Und andre schwimmen in der Luft wie Blütenduft. Noch kein gedachter je gieng Denkenden verloren, Und ungeahnet wird kein neuer auch geboren. Drum trösten magst du dich, wenn aufgieng dir ein Licht, Theilst du's auch keinem mit, der Welt entgeht es nicht. Sie streiten, wer zuerst dis habe vorgebracht; Der Geist der Menschheit hats gemeinschaftlich erdacht. 267. In seinem eignen Kreis wer läßt sich gerne stören? Jedweder hat ein Recht sich selbst anzugehören. Und also hast auch du dein Recht, zurückzuweisen, Wer irgend oder was dich stört in deinen Kreisen. Doch nur wie sich's gehört, fein still und unentpört! Sonst hat nicht Fremdes dich, du hast dich selbst verstört. Gib lieber etwas preis, und zieh zurück dich leise
In einen innern Kreis aus einem äußerm Kreise; Gedanken ſteigen aus vermorſchter Buͤchergruft, Und andre ſchwimmen in der Luft wie Bluͤtenduft. Noch kein gedachter je gieng Denkenden verloren, Und ungeahnet wird kein neuer auch geboren. Drum troͤſten magſt du dich, wenn aufgieng dir ein Licht, Theilſt du's auch keinem mit, der Welt entgeht es nicht. Sie ſtreiten, wer zuerſt dis habe vorgebracht; Der Geiſt der Menſchheit hats gemeinſchaftlich erdacht. 267. In ſeinem eignen Kreis wer laͤßt ſich gerne ſtoͤren? Jedweder hat ein Recht ſich ſelbſt anzugehoͤren. Und alſo haſt auch du dein Recht, zuruͤckzuweiſen, Wer irgend oder was dich ſtoͤrt in deinen Kreiſen. Doch nur wie ſich's gehoͤrt, fein ſtill und unentpoͤrt! Sonſt hat nicht Fremdes dich, du haſt dich ſelbſt verſtoͤrt. Gib lieber etwas preis, und zieh zuruͤck dich leiſe
In einen innern Kreis aus einem aͤußerm Kreiſe; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0170" n="160"/> </l> <lg n="4"> <l>Gedanken ſteigen aus vermorſchter Buͤchergruft,</l><lb/> <l>Und andre ſchwimmen in der Luft wie Bluͤtenduft.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Noch kein gedachter je gieng Denkenden verloren,</l><lb/> <l>Und ungeahnet wird kein neuer auch geboren.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Drum troͤſten magſt du dich, wenn aufgieng dir ein Licht,</l><lb/> <l>Theilſt du's auch keinem mit, der Welt entgeht es nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Sie ſtreiten, wer zuerſt dis habe vorgebracht;</l><lb/> <l>Der Geiſt der Menſchheit hats gemeinſchaftlich erdacht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>267.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In ſeinem eignen Kreis wer laͤßt ſich gerne ſtoͤren?</l><lb/> <l>Jedweder hat ein Recht ſich ſelbſt anzugehoͤren.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und alſo haſt auch du dein Recht, zuruͤckzuweiſen,</l><lb/> <l>Wer irgend oder was dich ſtoͤrt in deinen Kreiſen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch nur wie ſich's gehoͤrt, fein ſtill und unentpoͤrt!</l><lb/> <l>Sonſt hat nicht Fremdes dich, du haſt dich ſelbſt verſtoͤrt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Gib lieber etwas preis, und zieh zuruͤck dich leiſe</l><lb/> <l>In einen innern Kreis aus einem aͤußerm Kreiſe;</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0170]
Gedanken ſteigen aus vermorſchter Buͤchergruft,
Und andre ſchwimmen in der Luft wie Bluͤtenduft.
Noch kein gedachter je gieng Denkenden verloren,
Und ungeahnet wird kein neuer auch geboren.
Drum troͤſten magſt du dich, wenn aufgieng dir ein Licht,
Theilſt du's auch keinem mit, der Welt entgeht es nicht.
Sie ſtreiten, wer zuerſt dis habe vorgebracht;
Der Geiſt der Menſchheit hats gemeinſchaftlich erdacht.
267.
In ſeinem eignen Kreis wer laͤßt ſich gerne ſtoͤren?
Jedweder hat ein Recht ſich ſelbſt anzugehoͤren.
Und alſo haſt auch du dein Recht, zuruͤckzuweiſen,
Wer irgend oder was dich ſtoͤrt in deinen Kreiſen.
Doch nur wie ſich's gehoͤrt, fein ſtill und unentpoͤrt!
Sonſt hat nicht Fremdes dich, du haſt dich ſelbſt verſtoͤrt.
Gib lieber etwas preis, und zieh zuruͤck dich leiſe
In einen innern Kreis aus einem aͤußerm Kreiſe;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |