Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.259. In der Literatur unendlichem Gedränge Lehr' ich ein Mittel dich, zu kürzen deine Gänge. Sieh darauf jeden Mann, den du begegnest, an, Was er nach seiner Art, und was nicht leisten kann. Hast du ihn so geschätzt im Ganzen, laß ihn machen Im Einzlen was er will, und mache deine Sachen. 260. Ein Bücherkatalog fiel heut in meine Hand, Schwer wie ein Riese wog der starke dicke Band. O weh, Literatur wie breit bist du geworden, Wenn das die Titel nur sind deiner Bücherhorden. Wer kann die Titel bloß, wer erst die Bücher lesen? Der Zeiten Glück war groß, als du noch klein gewesen. Doch wir, die Wächterschaar bei dem geschwollnen Drachen, Arbeiten immerdar ihn dicker noch zu machen. 259. In der Literatur unendlichem Gedraͤnge Lehr' ich ein Mittel dich, zu kuͤrzen deine Gaͤnge. Sieh darauf jeden Mann, den du begegneſt, an, Was er nach ſeiner Art, und was nicht leiſten kann. Haſt du ihn ſo geſchaͤtzt im Ganzen, laß ihn machen Im Einzlen was er will, und mache deine Sachen. 260. Ein Buͤcherkatalog fiel heut in meine Hand, Schwer wie ein Rieſe wog der ſtarke dicke Band. O weh, Literatur wie breit biſt du geworden, Wenn das die Titel nur ſind deiner Buͤcherhorden. Wer kann die Titel bloß, wer erſt die Buͤcher leſen? Der Zeiten Gluͤck war groß, als du noch klein geweſen. Doch wir, die Waͤchterſchaar bei dem geſchwollnen Drachen, Arbeiten immerdar ihn dicker noch zu machen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0165" n="155"/> <div n="2"> <head>259.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In der Literatur unendlichem Gedraͤnge</l><lb/> <l>Lehr' ich ein Mittel dich, zu kuͤrzen deine Gaͤnge.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Sieh darauf jeden Mann, den du begegneſt, an,</l><lb/> <l>Was er nach ſeiner Art, und was nicht leiſten kann.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Haſt du ihn ſo geſchaͤtzt im Ganzen, laß ihn machen</l><lb/> <l>Im Einzlen was er will, und mache deine Sachen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>260.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ein Buͤcherkatalog fiel heut in meine Hand,</l><lb/> <l>Schwer wie ein Rieſe wog der ſtarke dicke Band.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>O weh, Literatur wie breit biſt du geworden,</l><lb/> <l>Wenn das die Titel nur ſind deiner Buͤcherhorden.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wer kann die Titel bloß, wer erſt die Buͤcher leſen?</l><lb/> <l>Der Zeiten Gluͤck war groß, als du noch klein geweſen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch wir, die Waͤchterſchaar bei dem geſchwollnen Drachen,</l><lb/> <l>Arbeiten immerdar ihn dicker noch zu machen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [155/0165]
259.
In der Literatur unendlichem Gedraͤnge
Lehr' ich ein Mittel dich, zu kuͤrzen deine Gaͤnge.
Sieh darauf jeden Mann, den du begegneſt, an,
Was er nach ſeiner Art, und was nicht leiſten kann.
Haſt du ihn ſo geſchaͤtzt im Ganzen, laß ihn machen
Im Einzlen was er will, und mache deine Sachen.
260.
Ein Buͤcherkatalog fiel heut in meine Hand,
Schwer wie ein Rieſe wog der ſtarke dicke Band.
O weh, Literatur wie breit biſt du geworden,
Wenn das die Titel nur ſind deiner Buͤcherhorden.
Wer kann die Titel bloß, wer erſt die Buͤcher leſen?
Der Zeiten Gluͤck war groß, als du noch klein geweſen.
Doch wir, die Waͤchterſchaar bei dem geſchwollnen Drachen,
Arbeiten immerdar ihn dicker noch zu machen.
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