Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
216.
Gezogen ist ein Kreis, lang eh du tritst darein,
Worin der Tummelplatz soll deiner Kräfte seyn.
Erweitern kanst du selbst ihn weder noch verengern,
Nicht deine Bahn darin verkürzen noch verlängern.
Zufrieden kanst du seyn bei jedem Schritt darinn,
Daß, statt nach deiner Wahl, es geht nach Gottes Sinn.

217.
Verstand ist zweierlei: der ein' ist angeboren,
Dein Wiegeneingebind und Mahlschatz unverloren.
Erst zu erwerben ist der andre, zu ersparen,
Der mit den Jahren wächst durch Lernen und Erfahren.
Der zwei Verstände kann ein Mann entbehren keinen,
Und erst ein ganzer wirds, wo beide sich vereinen.

216.
Gezogen iſt ein Kreis, lang eh du tritſt darein,
Worin der Tummelplatz ſoll deiner Kraͤfte ſeyn.
Erweitern kanſt du ſelbſt ihn weder noch verengern,
Nicht deine Bahn darin verkuͤrzen noch verlaͤngern.
Zufrieden kanſt du ſeyn bei jedem Schritt darinn,
Daß, ſtatt nach deiner Wahl, es geht nach Gottes Sinn.

217.
Verſtand iſt zweierlei: der ein' iſt angeboren,
Dein Wiegeneingebind und Mahlſchatz unverloren.
Erſt zu erwerben iſt der andre, zu erſparen,
Der mit den Jahren waͤchſt durch Lernen und Erfahren.
Der zwei Verſtaͤnde kann ein Mann entbehren keinen,
Und erſt ein ganzer wirds, wo beide ſich vereinen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0139" n="129"/>
        <div n="2">
          <head>216.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Gezogen i&#x017F;t ein Kreis, lang eh du trit&#x017F;t darein,</l><lb/>
              <l>Worin der Tummelplatz &#x017F;oll deiner Kra&#x0364;fte &#x017F;eyn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Erweitern kan&#x017F;t du &#x017F;elb&#x017F;t ihn weder noch verengern,</l><lb/>
              <l>Nicht deine Bahn darin verku&#x0364;rzen noch verla&#x0364;ngern.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Zufrieden kan&#x017F;t du &#x017F;eyn bei jedem Schritt darinn,</l><lb/>
              <l>Daß, &#x017F;tatt nach deiner Wahl, es geht nach Gottes Sinn.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>217.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Ver&#x017F;tand i&#x017F;t zweierlei: der ein' i&#x017F;t angeboren,</l><lb/>
              <l>Dein Wiegeneingebind und Mahl&#x017F;chatz unverloren.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Er&#x017F;t zu erwerben i&#x017F;t der andre, zu er&#x017F;paren,</l><lb/>
              <l>Der mit den Jahren wa&#x0364;ch&#x017F;t durch Lernen und Erfahren.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Der zwei Ver&#x017F;ta&#x0364;nde kann ein Mann entbehren keinen,</l><lb/>
              <l>Und er&#x017F;t ein ganzer wirds, wo beide &#x017F;ich vereinen.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0139] 216. Gezogen iſt ein Kreis, lang eh du tritſt darein, Worin der Tummelplatz ſoll deiner Kraͤfte ſeyn. Erweitern kanſt du ſelbſt ihn weder noch verengern, Nicht deine Bahn darin verkuͤrzen noch verlaͤngern. Zufrieden kanſt du ſeyn bei jedem Schritt darinn, Daß, ſtatt nach deiner Wahl, es geht nach Gottes Sinn. 217. Verſtand iſt zweierlei: der ein' iſt angeboren, Dein Wiegeneingebind und Mahlſchatz unverloren. Erſt zu erwerben iſt der andre, zu erſparen, Der mit den Jahren waͤchſt durch Lernen und Erfahren. Der zwei Verſtaͤnde kann ein Mann entbehren keinen, Und erſt ein ganzer wirds, wo beide ſich vereinen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/139
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/139>, abgerufen am 23.11.2024.