Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.172. Wenn Seuche herrscht und selbst die Luft ist Krankheitszunder, Bleibt davon einer unergriffen, ists ein Wunder. Ein solches Wunder ists, wenn in der Zeit, befleckt Von soviel Bösem, bleibt ein Herz unangesteckt. 173. Wenn in Geschichten wir von Noth und Jammer lesen, So tröstet dieses uns: dis alles ist gewesen. Die Herzen ruhen längst, die das erlitten haben, Und ihre Sünden sind mit ihnen auch begraben. Doch ihre Lieb' und Treu, ihr Glauben und ihr Muth, Sind die auch hin wie Schaum geschwommen auf der Flut? Mitnichten, diese sind am Leben uns geblieben, Denn wozu würde wol Geschichte sonst geschrieben? 172. Wenn Seuche herrſcht und ſelbſt die Luft iſt Krankheitszunder, Bleibt davon einer unergriffen, iſts ein Wunder. Ein ſolches Wunder iſts, wenn in der Zeit, befleckt Von ſoviel Boͤſem, bleibt ein Herz unangeſteckt. 173. Wenn in Geſchichten wir von Noth und Jammer leſen, So troͤſtet dieſes uns: dis alles iſt geweſen. Die Herzen ruhen laͤngſt, die das erlitten haben, Und ihre Suͤnden ſind mit ihnen auch begraben. Doch ihre Lieb' und Treu, ihr Glauben und ihr Muth, Sind die auch hin wie Schaum geſchwommen auf der Flut? Mitnichten, dieſe ſind am Leben uns geblieben, Denn wozu wuͤrde wol Geſchichte ſonſt geſchrieben? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0114" n="104"/> <div n="2"> <head>172.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn Seuche herrſcht und ſelbſt die Luft iſt Krankheitszunder,</l><lb/> <l>Bleibt davon einer unergriffen, iſts ein Wunder.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ein ſolches Wunder iſts, wenn in der Zeit, befleckt</l><lb/> <l>Von ſoviel Boͤſem, bleibt ein Herz unangeſteckt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>173.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn in Geſchichten wir von Noth und Jammer leſen,</l><lb/> <l>So troͤſtet dieſes uns: dis alles iſt geweſen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Herzen ruhen laͤngſt, die das erlitten haben,</l><lb/> <l>Und ihre Suͤnden ſind mit ihnen auch begraben.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch ihre Lieb' und Treu, ihr Glauben und ihr Muth,</l><lb/> <l>Sind die auch hin wie Schaum geſchwommen auf der Flut?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Mitnichten, dieſe ſind am Leben uns geblieben,</l><lb/> <l>Denn wozu wuͤrde wol Geſchichte ſonſt geſchrieben?</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [104/0114]
172.
Wenn Seuche herrſcht und ſelbſt die Luft iſt Krankheitszunder,
Bleibt davon einer unergriffen, iſts ein Wunder.
Ein ſolches Wunder iſts, wenn in der Zeit, befleckt
Von ſoviel Boͤſem, bleibt ein Herz unangeſteckt.
173.
Wenn in Geſchichten wir von Noth und Jammer leſen,
So troͤſtet dieſes uns: dis alles iſt geweſen.
Die Herzen ruhen laͤngſt, die das erlitten haben,
Und ihre Suͤnden ſind mit ihnen auch begraben.
Doch ihre Lieb' und Treu, ihr Glauben und ihr Muth,
Sind die auch hin wie Schaum geſchwommen auf der Flut?
Mitnichten, dieſe ſind am Leben uns geblieben,
Denn wozu wuͤrde wol Geſchichte ſonſt geſchrieben?
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