Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.Der Herr sprach: besser ist's wer seine Schuld bekennt; Doch weil du sie begiengst, sind wir hinfort getrennt. Behalte deinen Lohn, und ich will dir nicht fluchen; Doch mußt du nun dein Brot bei andern Thüren suchen. 5. Die Perlen nicht allein, in deines Mundes Pforte Bewahren mußt du mehr als Perlen deine Worte. Die gute Lehre nahm vordem ein weiser Mann Von einem armen, der mit Schaden sie gewann. Der Arme, der im Sand ein Dutzend Perlen fand, Vernähte zehn davon in sein zerlumpt Gewand. Die beiden übrigen, weil ihm die List war kund Der Diebe, nahm er und verwahrte sie im Mund. Die Diebe kamen ihm die Kleider durchzusehn, Und nahmen die darin verborgnen alle zehn. Der Herr ſprach: beſſer iſt's wer ſeine Schuld bekennt; Doch weil du ſie begiengſt, ſind wir hinfort getrennt. Behalte deinen Lohn, und ich will dir nicht fluchen; Doch mußt du nun dein Brot bei andern Thuͤren ſuchen. 5. Die Perlen nicht allein, in deines Mundes Pforte Bewahren mußt du mehr als Perlen deine Worte. Die gute Lehre nahm vordem ein weiſer Mann Von einem armen, der mit Schaden ſie gewann. Der Arme, der im Sand ein Dutzend Perlen fand, Vernaͤhte zehn davon in ſein zerlumpt Gewand. Die beiden uͤbrigen, weil ihm die Liſt war kund Der Diebe, nahm er und verwahrte ſie im Mund. Die Diebe kamen ihm die Kleider durchzuſehn, Und nahmen die darin verborgnen alle zehn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0093" n="83"/> <lg n="17"> <l>Der Herr ſprach: beſſer iſt's wer ſeine Schuld bekennt;</l><lb/> <l>Doch weil du ſie begiengſt, ſind wir hinfort getrennt.</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>Behalte deinen Lohn, und ich will dir nicht fluchen;</l><lb/> <l>Doch mußt du nun dein Brot bei andern Thuͤren ſuchen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>5.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Perlen nicht allein, in deines Mundes Pforte</l><lb/> <l>Bewahren mußt du mehr als Perlen deine Worte.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die gute Lehre nahm vordem ein weiſer Mann</l><lb/> <l>Von einem armen, der mit Schaden ſie gewann.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der Arme, der im Sand ein Dutzend Perlen fand,</l><lb/> <l>Vernaͤhte zehn davon in ſein zerlumpt Gewand.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die beiden uͤbrigen, weil ihm die Liſt war kund</l><lb/> <l>Der Diebe, nahm er und verwahrte ſie im Mund.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die Diebe kamen ihm die Kleider durchzuſehn,</l><lb/> <l>Und nahmen die darin verborgnen alle zehn.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [83/0093]
Der Herr ſprach: beſſer iſt's wer ſeine Schuld bekennt;
Doch weil du ſie begiengſt, ſind wir hinfort getrennt.
Behalte deinen Lohn, und ich will dir nicht fluchen;
Doch mußt du nun dein Brot bei andern Thuͤren ſuchen.
5.
Die Perlen nicht allein, in deines Mundes Pforte
Bewahren mußt du mehr als Perlen deine Worte.
Die gute Lehre nahm vordem ein weiſer Mann
Von einem armen, der mit Schaden ſie gewann.
Der Arme, der im Sand ein Dutzend Perlen fand,
Vernaͤhte zehn davon in ſein zerlumpt Gewand.
Die beiden uͤbrigen, weil ihm die Liſt war kund
Der Diebe, nahm er und verwahrte ſie im Mund.
Die Diebe kamen ihm die Kleider durchzuſehn,
Und nahmen die darin verborgnen alle zehn.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/93>, abgerufen am 05.07.2024. |